Der Praktische Tierarzt 83, 1064-1068
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2002
Publiziert: 12/2002
Zusammenfassung
Die Verdachtsdiagnose Lyme-Borreliose wirdbeim Pferd in Deutschland häufig durch den Nachweisvon Antikörpern gegen Borrelia (B.) burgdorferi sensulato (s. l.) im Zusammenhang mit der in der Literaturbeschriebenen Symptomatik gestellt. Ob in DeutschlandPferde wirklich an der Lyme-Borreliose erkranken,soll die vorliegende Arbeit mit Hilfe von direktenund indirekten Nachweismethoden versuchen zuklären. In einer randomisierten Untersuchung wurdenPatienten der Klinik für Pferde (n = 220) mit drei verschiedenenELISA sowie einem Immunfluoreszenztest(IFT) auf Antikörper (IgG) gegen B. burgdorferi s. l. getestet.Zusätzlich wurde von klinisch auffälligen Patienten(n = 117) Probenmaterial (Blut, Haut, Liquor, Synovia)gewonnen und neben indirekten auch direkten(kulturelle Anzüchtung, PCR) Nachweisverfahren unterzogen.Des Weiteren wurde ein Teil der Seren im Western-Blot (Labor ALOMED) sowie im ELISA(LGL) untersucht.
Die Ergebnisse der serologischen Tests lasseneine hohe Diskrepanz innerhalb der Seroreagenten erkennen.Die kulturelle Anzüchtung (n = 55) von B.burgdorferi s. l. verlief negativ. Der direkte Erregernachweismittels OspA-spezifischer nested-PCR gelangin zwölf von 74 Proben. Eine Übereinstimmungzwischen Symptomatik, Seropositivität der Pferde undNachweis von spezifischer Borrelien-DNA konntenicht eindeutig bewiesen werden. Die Ergebnisse weisendarauf hin, dass allein mit indirekten Nachweismethodendas Vorliegen einer Lyme-Borreliose nicht sicherfestgestellt werden kann. Die Interpretationserologischer Ergebnisse muss im Kontext direkterNachweismethoden überprüft werden. Eine eindeutigeDiagnose der Lyme-Borreliose beim Pferd inDeutschland ist problematisch.