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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Abnormales Verhalten mit dem Schwerpunkt Stereotypien – Indikator für Leiden und beeinträchtigtes Wohlbefinden?

Abnormal behaviour with a focus on stereotypies – indicators of suffering and impaired welfare?

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 129, 93-102

DOI: 10.2376/0005-9366-129-93

Publiziert: 12/2015

Zusammenfassung

Abnormales Verhalten ist ein potenzieller Indikator für Schmerzen, Leiden und Schäden bei Tieren in menschlicher Obhut. Insbesondere Stereotypien, also repetitive, invariante Verhaltensmuster ohne erkennbare Funktion oder Ziel, können häufig in Folge inadäquater Haltungsbedingungen beobachtet werden. Sie werden deshalb oft als ein Zeichen für beeinträchtigtes Wohlbefinden gewertet. Im Kontext der wissenschaftlichen Diskussion zum Wohlbefinden bei Tieren in menschlicher Obhut hat die Anzahl von wissenschaftlichen Artikeln zu Stereotypien, besonders in den Veterinär- und Nutztierwissenschaften, deutlich zugenommen. Ausgehend von biologischen Grundlagen und Begriffsdefinitionen erörtern wir Beispiele für stereotypes Verhalten vorrangig bei Nutztieren und mögliche Ansätze zu dessen Vermeidung und/oder Verringerung. Das Auftreten abnormaler Verhaltensweisen hängt nicht nur, aber häufig damit zusammen, dass unter heutigen Haltungs- und Managementverfahren viele in der Evolution entstandene hoch motivierte Verhaltensweisen nicht oder nur unzureichend ausgeführt werden können oder es werden Herausforderungen an die Tiere gestellt, die diese nicht adäquat bewältigen können. Eine Vielzahl von Forschungsergebnissen belegt, dass Stereotypien auf (aktuelles oder zurückliegendes) Leiden und beeinträchtigtes Wohlbefinden hinweisen. Sie können dadurch vermieden oder doch zumindest verringert werden, dass die biologische Relevanz der Haltungsumwelten durch adäquate Umweltanreicherungen erhöht und somit artgemäßes Verhalten gefördert wird.
Abnormales Verhalten
Umweltanreicherung
Tierhaltung
Nutztiere

Summary

Abnormal behaviour is a potential indicator of pain, suffering and injury in captive animals. Especially stereotypies, i. e. repetitive invariant behavioural patterns without obvious function or goal, can be observed as a consequence of inadequate housing conditions. Hence, they are often considered indicators of impaired welfare. In context of the ongoing scientific debate on captive animal welfare, the number of publications on stereotypies has increased, most notably in veterinary and farm animal research. Based on biological principles and definitions, we present several examples of stereotypic behaviour in (mainly) farm animals, and discuss approaches of preventing or reducing them. The occurrence of abnormal behaviour is often, but not necessarily, associated with the fact that modern housing and management precludes various evolutionary emerged highly motivated behaviours, or poses challenges the animals are unable to cope with adequately. Numerous studies show that stereotypies can be indicative of (current or past) suffering and impaired welfare. They can be avoided or at least reduced by increasing the biological relevance of the housing environments through environmental enrichment which stimulates species-specific behaviour.
abnormal behaviour
environmental enrichment
animal housing
farm animals

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