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Der Praktische Tierarzt

Die Futteraufnahme von Milchkühen im ersten Laktationsdrittel

Feed intake of dairy cows within the first third of lactation

Der Praktische Tierarzt 96, 280-290

Publiziert: 02/2015

Zusammenfassung

Die Leistungen der Milchkühe sind in Deutschland speziell in den zurückliegenden Jahren aufgrund einer erfolgreichen Selektion auf höhere Milchleistung bei gleichzeitig verbesserter Fütterung, Haltung und tierärztlicher Betreuung rasant gestiegen. Mittlere Herdenleistungen von über 11 000 kg Milch/Kuh/Jahr sind heute keine Seltenheit mehr. Eine korrekte Bewertung der Futteraufnahme (FA) erfordert eine differenzierte Bewertung dieses Merkmals im Laktationsverlauf, da einerseits die FA in verschiedenen Laktationsabschnitten unterschiedlich genetisch determiniert ist und andererseits die Beziehungen zur Milchleistung variieren. Die FA reagiert indirekt auf eine einseitige Selektion bezüglich einer höheren Milchleistung. Modellkalkulationen auf der Basis der modernen Selektionstheorie zeigen jedoch, dass eine einseitige Selektion auf höhere Milchleistung, speziell im ersten Laktationsdrittel, die Energiebilanz (EB) der Milchkuh weiter verschlechtert. Das Vermeiden einer weiteren unerwünschten Entwicklung der negativen Energiebilanz (NEB) sowohl im Hinblick auf das Ausmaß als auch die Dauer im ersten Laktationsdrittel erfordert künftig eine positive Bewertung der Futteraufnahme im Selektionsprozess unter gleichzeitiger Berücksichtigung weiterer Merkmale innerhalb dieses Laktationsabschnittes (z. B. Körpermasse). Im zweiten und dritten Drittel der Laktation, in denen die Tiere sich allgemein in einer ausgeglichenen Energiebilanz befinden, ist die genetisch-züchterische Bewertung der FA deutlich verschieden vom ersten Laktationsdrittel vorzunehmen. Da zukünftig der Tiergesundheit und dem Tierwohl sowie auch der Bioethik bei der Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft im Hinblick auf die Akzeptanz der modernen Tierhaltung in der Öffentlichkeit eine viel stärkere Bedeutung zukommt, sollte die Einbeziehung der Futteraufnahme in den Zuchtprozess bei Milchkühen zwecks Vermeidung einer weiteren Zunahme der NEB, speziell im Hochleistungsbereich, intensiver gefordert werden.

Milchkühe
Futteraufnahme
Energiebilanz
Züchtung
Tierschutz

Summary

In Germany, performance of dairy cows has grown rapidly particularly in recent years due to successful selection for higher milk yield with improved feeding, husbandry and veterinary care. Mean performance of more than 11,000 kg of milk/cow/ year are no longer a rarity on herd basis. Correct evaluation of feed intake (FA) requires a differentiated evaluation of this trait in lactation. FA is genetically determined differently in different periods of lactation and also genetic relations to milk yield are variable. FA reacts indirectly to one-sided selection for higher milk yield. Model calculations on the basis of the modern theory of artificial selection, however, show that with one-sided selection for high milk production, especially during first lactation, energy balance (EB) of dairy cows continue to deteriorate. Avodiance of further adverse development of negative energy balance (NEB), both in terms of extent and duration during first lactation, requires a positive evaluation of feed intake in the selection process while taking into account other traits (e. g. body mass) within the first third of lactation. During the second and third trimester of lactation, during which cows are commonly found in a balanced energy status, evaluation of FA is significantly differentcompared to the first trimester of lactation. Because in future animal health and animal welfare as well as bioethics of production of foods of animal origin are becoming increasingly important with regard to the acceptance of modern animal husbandry in public, inclusion of feed intake in the breeding process of dairy cows are now increasingliy considered in order to avoid a further increase in NEB.

dairy cows
feed intake
energy balance
breeding
animal welfare

 

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