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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Klassische Schweinepest bei Wildschweinen in Rheinland­Pfalz: Bewertung der offiziellen Kontrollmaßnahmen von 2005–2011

Classical Swine Fever in wild boar in Rhineland-Palatinate: evaluation of the official control measures from 2005–2011

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 128, 507-516

DOI: 10.2376/0005-9366-128-507

Publiziert: 11/2015

Zusammenfassung

In der vorliegenden Studie wird die Bekämpfungsstrategie gegen die Klassische Schweinepest bei Wildschweinen in Rheinland-Pfalz in dem Zeitraum von 2005 bis 2011 beschrieben und bewertet. Die im Rahmen der Bekämpfung durchgeführten offiziellen, staatlichen Kontrollmaßnahmen basierten auf folgenden drei Schwerpunkten:

–Serologische und virologische Überwachung: Die serologischen Untersuchungen ermöglichten anhand von ansteigenden Antikörperprävalenzen eine frühzeitige Erkennung bevorstehender KSPV-Ausbrüche. Diese konnten durch die virologischen Untersuchungen bestätigt werden. Die geografischen Auswertungen der virologischen Untersuchungen zeigten, dass die Ausbrüche nur in begrenzten Gebieten auftraten und eine Verbreitung des Virus noch nicht stattgefunden hatte bzw. verhindert werden konnte.

– Orale Immunisierung: Durch die sofort nach einem virologischen Nachweis der Klassischen Schweinepest eingeleiteten oralen Immunisierungen wurden serologische Antikörperprävalenzen von durchschnittlich 57 % erreicht. Die Analyse der Verteilung der Antikörper in den Impfgebieten in Bezug auf die verschiedenen Altersklassen zeigte, dass 41 % der Jungtiere, 66 % der Überläufer und 77 % der adulten Tiere immunisiert wurden.

– Jagdliche Maßnahmen: Zur Reduktion des Schwarzwildbestandes wurde eine ganzjährige, intensive Jagd mit besonderem Augenmerk auf die Jungtiere und die weiblichen Tiere durchgeführt. Die Jagdstrecken stiegen auf über 80 000 Wildschweine pro Jagdsaison an. Von den insgesamt 108 772 erlegten Wildschweinen waren 47 % Jungtiere, 40 % Überläufer und 13 % adulte Tiere. In Bezug auf die Geschlechtsverteilung wurden 53 % weibliche und 47 % männliche Tiere erlegt.

Zusammenfassend kann die durchgeführte Bekämpfungsstrategie in Rheinland-Pfalz als erfolgsreich bewertet werden, da seit dem Jahr 2009 keine weiteren Nachweise der Klassischen Schweinepest bei Wildschweinen mehr geführt wurden. Trotzdem kann die Bekämpfungsstrategie noch weiter optimiert werden. Für ein optimales Monitoring ist die Entwicklung einer Markervakzine, die eine Differenzierung von Feld- und Impfantikörper ermöglicht, sinnvoll. Die orale Immunisierung müsste so verbessert werden, dass auch die Frischlinge vermehrt Impfköder aufnehmen und Antikörper bilden können. Die Einführung einer weiteren Impfung im Winter sollte zur Erhaltung des Antikörperprävalenzniveaus in Betracht gezogen werden.

Serologische Überwachung
virologische Überwachung
orale Immunisierung
jagdliche Maßnahmen

Summary

The present study describes the control strategy for fighting Classical Swine Fever in wild boar in Rhineland-Palatinate from 2005 to 2011 and evaluates its effectiveness. The official control measures were based on the following three main pillars:

– Serological and virological monitoring: By means of serological monitoring Classical Swine Fever outbreaks could be detected very early. Increasing antibody prevalences indicated an imminent Classical Swine Fever outbreak. This could be confirmed by the virological investigations. The geographical evaluations of the virological investigations showed that the outbreaks occurred only in localized areas and a spreading of the virus had not taken place yet or could be prevented.

– Oral immunization: After virological detection of Classical Swine Fever Virus oral immunization was started immediately. This oral immunization achieved antibody prevalence rates of 57% on an average. The analysis of the distribution of the antibodies in the vaccination areas concerning the different age groups in the vaccination areas showed that 41% of the young animals, 66% of animals from one to two years and 77% of the adult animals were immunized.

– Hunting measures: For the reduction of the wild boar population an all-year, intensive hunt with special attention to the young animals and the female animals was carried out. The hunting bag increased on more than 80 000 wild boar per hunting season. Out of the total 108 772 hunted wild boar were 47% of young animals, 40% of animals from one to two years and 13% of adult animals. Concerning the gender distribution on an average 53% female and 47% male animals were shot.

In summary, the current control strategy was effective because there had been no further proof of Classical Swine Fever in wild boar in Rhineland-Palatinate since 2009. Nevertheless, the fight strategy can be optimized even further. For an optimum monitoring the development of a marker vaccine which allows a differentiation of field antibody and vaccination antibody is desirable. The oral immunization would have to be improved in such a way that also the young wild boar can take up increasingly vaccination bait and raise antibody. The introduction of another vaccination in winter should be considered to the preservation of the high level of antibody prevalence.

serological monitoring
virological monitoring
oral immunization
hunting measures

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