Der Praktische Tierarzt 81, 318-323
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2000
Publiziert: 04/2000
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wird eine Bleivergiftung in einem Kälbermastbetrieb beschrieben, die durch Belecken einer mit Bleifarbe bemalten Holzwandausgelöst wurde. Von ca. 30 Mastkälbern waren innerhalbeines Jahres neun Kälber unter stets gleichen Symptomeneingegangen: Die Kälber waren scheinbar gesund. Unvermitteltund ohne erkennbaren Grund zeigten sie Krämpfe,die anfallsartig auftraten, und die Tiere verendeten, meistbevor einer der beiden herbeigerufenen Hoftierärzte eingetroffenwar. Bei einem der Kälber, das nicht sofort eingingund mit zentralnervösen Symptomen in die Klinik eingeliefertwurde, wurden die folgenden Symptome beobachtet: DasKalb war apathisch, knirschte mit den Zähnen und wies einmittelgradig gestörtes Allgemeinbefinden auf. Es stand vornebreitbeinig da, die Augenlider waren halb geschlossen.Die Futteraufnahme war stark reduziert. Das Kalb zeigte einezentrale Blindheit. Die Propriozeption war vermindert. Währendder Untersuchung zeigte das Tier tonischklonischeKrämpfe. Die Bleigehalte von Blut und Niere waren stark erhöht,ebenso die Bleikonzentrationen im Blut von zwei anderenKälbern des Betriebes. Bei der histologischen Untersuchungwurden in den Tubuluszellen der Nieren intranukleäre,säurefeste, für eine Bleivergiftung pathognomonischeEinschlüsse gefunden. Die Abklärung im Betrieb ergab, dassdie Kälber eine bemalte Holzwand beleckten, deren Farbebleihaltig und damit die Quelle der Bleivergiftung war. NachAblaugen der Farbe und Neuanstrich traten keine weiterenTodesfälle mehr auf.