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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Abschätzung des Transfers von ESBL-bildenden Escherichia coli zum Menschen für Deutschland

Estimation of the transfer of ESBL-producing Escherichia coli to humans in Germany

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 127, 464-477

DOI: 10.2376/0005-936-127-464

Publiziert: 09/2014

Zusammenfassung

Im Jahre 2011 hat die EFSA die Risiken für den Verbraucher durch ESBL-/AmpC-bildende Keime in Lebensmitteln und Lebensmittel liefernden Tieren bewertet. Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung in Krankenhäusern und in der Allgemeinbevölkerung wurde zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich für die Verbreitung von ESBL-bildenden E. coli verantwortlich gemacht. ESBL-/AmpC-bildende E. coli sind in Deutschland, wie in vielen Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft, bei Lebensmittel liefernden Tieren und tierischen Lebensmitteln weitverbreitet. Eine Abschätzung der Bedeutung Lebensmittel liefernder Tiere als Reservoir für ESBL-/AmpC-bildende E. coli sowie für die ESBL-kodierenden Resistenzgene muss die beobachtete Heterogenität in den Resistenzgenen, Plasmiden und Keimen bei Tieren, Lebensmitteln und beim Menschen berücksichtigen. Hierbei müssen die klonale Ausbreitung von Keimen und Aspekte des horizontalen Gentransfers von Resistenzgenen, z. B. über Plasmide, betrachtet werden. Während niederländische Studien vorwiegend Geflügel als wichtiges Reservoir identifiziert hatten, zeigt eine Studie aus Dänemark einen Transfer von ESBL-Gene tragenden Resistenzplasmiden auf den Tierhalter ausgehend von Schweinen. Erste Quantifizierungsansätze zur Bedeutung von Nutztieren als Reservoir für ESBL-bildende E. coli in Deutschland zeigen, dass sich die Anteile der häufigsten ESBL-Gene bei E. coli-Isolaten von Tieren und Menschen deutlich unterscheiden. Werden auch Eigenschaften der Bakterienstämme berücksichtigt, wie z. B. die phänotypischen Resistenzen gegen verschiedene Antibiotikaklassen, zeigt nur ein kleiner Anteil der Isolate vom Menschen vergleichbare Muster mit Isolaten vom Tier. Die bisherigen Ergebnisse machen auch deutlich, dass bestimmte ESBL-Typen bei allen betrachteten Nutztiergruppen vorkommen. Derzeit kann die überwiegende Mehrzahl der Besiedelungen des Menschen mit ESBL-bildenden E. coli nicht über die Tierhaltung und Lebensmittel liefernde Tiere erklärt werden. Dies verdeutlicht, dass die Übertragungswege komplexer sind und weitere Reservoire und Infektionsquellen, einschließlich der Interaktion zwischen Menschen, zukünftig Berücksichtigung finden müssen.

Infektionsquelle
Nutztiere
Lebensmittel
Antibiotikaresisten

Summary

In 2011 EFSA has evaluated the risk for the consumer caused by ESBL-/AmpC-producing bacteria in food of animal origin and in livestock animals. Human-to-human transfer in hospitals and in the community was considered as the most relevant route of transmission for ESBL-producing E. coli. ESBL-/AmpC-producing E. coli are in Germany, as in many other Member States of the European Union, widely spread in food of animal origin and in livestock animals. In an assessment of the relevance of livestock animals as reservoir for ESBL-/AmpC-producing E. coli as well as for ESBL-coding resistance genes the heterogeneity of the resistance genes, plasmids and bacteria in animals, foods and humans needs to be considered. In this context, both, the clonal spread of bacteria as well as horizontal transfer of resistance genes, e. g. by plasmids, have to be analyzed. Whereas studies in the Netherlands identified poultry as the most relevant reservoir, the transfer of ESBL-gene carrying plasmids from pigs to the farmers was demonstrated in Denmark. First attempts to quantify the relevance of livestock animals as reservoir for ESBL-producing E. coli in Germany showed, that the proportions of the most frequent ESBL-resistance genes are quite different between animal and human derived E. coli isolates. If in addition properties of the bacterial cells, e.g. resistance to several antibiotic classes are considered, only a small proportion of human isolates showed the same patterns as animal isolates. The results achieved so far demonstrate that certain ESBL-types are prevalent in all livestock populations investigated. Currently, the majority of cases of colonizations with ESBL-producing E. coli among humans cannot be directly linked to livestock and food-producing animals as reservoirs. This reflects that transmission routes are more complex and other reservoirs and sources including human-human interactions have to be taken into consideration.

source attribution
livestock
food
Antimicrobial resistance

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