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Adäquate Sedierung zur Extraktion von Backenzähnen am stehenden Pferd

Eingriffe am stehenden Pferd werden in der Praxis häufig durchgeführt. Ist es doch von Vorteil, wenn man Pferde nicht ablegen muss. Welche Sedierung sich für eine Backenzahnextraktion am stehenden Tier eignet, sollte in dieser Studie untersucht werden.

Gerade in der Zahnheilkunde werden kleinere Eingriffe vornehmlich am stehenden Pferd durchgeführt. Für die Sedierung wird in der Regel ein Sedativum in Kombination mit einem Opioid verwendet. Die am häufigsten angewendeten Sedativa in der Pferdepraxis sind Alpha-2-Agonisten. Aus dieser Arzneimittelgruppe erreicht man mit Romifidin die längste Sedierungsdauer, zusätzlich treten mit diesem Sedativum auch die wenigsten Ataxien auf. Ziel der prospektiven klinischen Studie war es, basierend auf einer Sedation mit Romifidin, ein geeignetes Protokoll für Eingriffe am Zahn zu finden, welches nicht nur eine zuverlässige Sedierung erlaubt, sondern auch mit möglichst geringen Stressreaktionen (Kauen, Zungenaktivität, Kortisol-Spiegel) verbunden ist.

Vier Kombinationsmöglichkeiten
Die 40 Pferde, bei denen ein Backenzahn extrahiert werden sollte, wurden in vier Gruppen à zehn Tiere eingeteilt. Gruppe R erhielt nur Romifidin, Gruppe RB erhielt zusätzlich Butorphanol, in Gruppe RM wurde Romifidin mit Midazolam kombiniert und Gruppe RK erhielt die Kombination Romifidin und Ketamin – jeweils als Bolusinjektion mit anschließender Dauertropfinfusion mit dem Ziel, einen konstanten Plasmalevel und eine gleichbleibende Tiefe der Sedierung zu erreichen.

Kauen, Ataxie und Stress als Kontrollparameter
Bei Pferden der Gruppe RM traten gegenüber den Gruppen R und RB signifikant weniger Reaktionen wie Kauen oder Zungenaktivität auf, dafür zeigten diese Pferde aber einen deutlich höheren Grad an Ataxien. Pferde, welche die Kombination Romifidin/Ketamin erhielten, hatten nicht nur eine qualitativ gute Sedierung, sie mussten auch von allen Gruppen am wenigsten nachdosiert werden. Die alleinige Gabe von Romifidin führte zu deutlich höheren Kortisol-Spiegeln im Plasma als die Kombination mit Midazolam oder Butorphanol. Die Blutkortisolwerte waren in den Gruppen RB und RM während des Eingriffs gleichbleibend niedrig.

Fazit
Die alleinige Gabe von Romifidin in einer initialen Bolusinjektion von 0,03 mg/kg KG, gefolgt von einer Dauerinfusion (0,05 mg/kg KG/h), war nicht ausreichend für eine adäquate Sedierung und führte bei den Pferden zu einem erhöhten Stresslevel. Die Zugabe von Butorphanol konnte den Stresslevel senken. Die Kombinationen von Romifidin mit Midazolam oder auch Ketamin führten zu einer adäquaten Sedierung für den chirurgischen Eingriff der Backenzahnextraktion.


Top Job:


Originalpublikation:
Müller TM, Hopster K, Bienert-Zeit A, Rohn K, Kästner SBR (2017):
Effect of butorphanol, midazolam or ketamine on romifidine based sedation in horses during standing cheek tooth removal. BMC Vet Res 13: 381. DOI: 10.1186/s12917-017-1299-6.

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Kaninchen-Anästhesie: Eine Sedierung vor der Einleitung kann das Stresslevel senken.
Foto: Antje Lindert-Rottke – Fotolia.com

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Im Vergleich zu Hund und Katze besteht beim Hauskaninchen ein höheres Narkoserisiko. Es wird vermutet, dass dieses durch eine schonende Sedierung vor der Anästhesieeinleitung reduziert werden könnte.