Ein importierter Fall von feliner Leishmaniose in Deutschland und eine Literaturübersicht zur felinen Leishmaniose
Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 131
DOI: 10.2376/0005-9366-17061
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2018
Publiziert: 04/2018
Summary
Leishmaniosis is a vector-transmitted, zoonotic, protozoal disease, which is endemic in many countries in the world, mostly in tropical and subtropical regions. In Europe, leishmaniosis induced by Leishmania infantum is endemic in countries of the Mediterranean Basin. This report describes a Leishmania infantum induced granulomatous inflammation in the nictitating membrane diagnosed in Germany in a cat from Spain six years after importation and gives an overview of the pathogenesis as well as detection of leishmaniosis in cats. This cat showed a 1 cm in diameter large nodule in the nictitating membrane which was surgically removed. Histopathology revealed a granulomatous inflammation with intrahistiocytic protozoal organisms. Protozoal organisms were identified as Leishmania spp. using transmission electron microscopy and in situ hybridisation. Sequencing of the ITS1-gene revealed a 100% sequence identity with Leishmania infantum. Sand flies of the species Phlebotomus, necessary for the vectorial transmission of Leishmania spp., have been recently present in northern parts of Europe and increase the risk for the development of autochthone cases. In non-endemic regions of northern Europe, the occurrence of the sand flies species Phlebotomus (P.) perniciosus and P. mascittii have recently been detected. The increasingly northern distribution of the vectors and the current case show that leishmaniosis is an essential differential diagnosis when nodular changes in the skin or mucosa occur in cats.
Zusammenfassung
Leishmaniose ist eine durch Arthropoden übertragene, zoonotische, protozoäre Erkrankung, die in vielen Ländern der Welt, meist in tropischen und subtropischen Gebieten, endemisch vorkommt. In Europa ist die durch Leishmania infantum induzierte Leishmaniose in den Anrainerstaaten des Mittelmeeres endemisch. In diesem Artikel wird der Fall einer durch Leishmania infantum hervorgerufenen, granulomatösen Entzündung in der Nickhaut einer Katze, 6 Jahre nach dem Import von Spanien nach Deutschland, geschildert und eine Literaturübersicht über Pathogenese und Diagnostik von Infektionen durch Leishmania spp. bei Katzen gegeben. Bei der Katze wurde eine 1 cm im Durchmesser große, noduläre Umfangsvermehrung in der Nickhaut festgestellt und chirurgisch entfernt. Bei der histopathologischen Untersuchung wurde eine granulomatöse Entzündung mit intra-histiozytären, protozoären Erregern nachgewiesen. Mittels Elektronenmikroskopie und in situ Hybridisierung wurden die Erreger als Leishmania spp. identifiziert. Die Sequenzierung des ITS1-Gens ergab eine 100%ige Übereinstimmung mit der Spezies Leishmania infantum. Die Übertragung von Leishmania spp. erfolgt durch Sandmücken der Gattung Phlebotomus, die inzwischen auch in nördlichen Regionen von Europa vorkommen und das Auftreten von autochthonen Infektionen ermöglichen. In den letzten Jahren konnten in nicht-endemischen Regionen Nordeuropas Sandmücken der Spezies Phlebotomus (P.) perniciosus und P. mascittii nachgewiesen werden. Die zunehmend nördliche Verbreitung der Vektoren sowie der aktuelle Fall zeigen, dass beim Auftreten von nodulären Veränderungen an Haut oder Schleimhaut bei Katzen die Leishmaniose eine wesentliche Differentialdiagnose darstellt.