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Foto: Schlütersche Verlagsgesellschaft

Der Praktische Tierarzt

Atypische Weidemyopathie des Pferdes – zwei Fallberichte

Atypical myopathy of the horse – two cases

Der Praktische Tierarzt 100, 1158–1167

DOI: 10.2376/0032-681X-1928

Eingereicht: 18. Juni 2019

Akzeptiert: 6. Oktober 2019

Publiziert: 11/2019

Zusammenfassung

In diesem Artikel werden zwei Fälle der atypischen Weidemyopathie beim Pferd beschrieben. Die erste Kasuistik zeigt einen Fall mit ungünstiger Prognose. Anamnese, klinische Untersuchung und labordiagnostische Untersuchung lenkten schnell den Verdacht auf eine atypische Weidemyopathie. Durch Evaluation der prognostischen Faktoren und anhand des akut progressiven Krankheitsverlaufs wurde schnell die Entscheidung zur Euthanasie getroffen. Die zweite Kasuistik hingegen beschreibt einen Fall mit weniger deutlichem Erscheinungsbild, aber mit erfolgreicher symptomatischer Therapie. Die Symptome des Pferdes entsprachen denen einer Rhabdomyolyse. Die Tatsache, dass bei dem Pferd eine Hypoglycin-A-Vergiftung vorlag, wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt des Krankheitsverlaufs deutlich. Dies unterstreicht die enorme Wichtigkeit, das Bewusstsein für das Auftreten der atypischen Weidemyopathie zu sensibilisieren, auch wenn die Symptome sich weniger ausgeprägt darstellen. Für eine erfolgreiche Behandlung ist eine schnelle Diagnose unabdingbar. Es gibt nur wenige Erkrankungen, die mit Rhabdomyolyse und Myoglobinurie einhergehen. Die Diagnose der atypischen Myopathie kann daher aufgrund Anamnese, klinischer Untersuchung, Evaluation der Risikofaktoren und labordiagnostischer Untersuchung gestellt werden. Außerdem können auf diese Weise asymptomatische Weidepartner, die bereits Toxin aufgenommen haben und subklinisch erkrankt sind, rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Der definitive Beweis der Diagnose erfolgt über den Nachweis von Toxin und Metaboliten.

Bergahorn
Hypoglycin A
Muskelenzyme
Pigmenturie

Summary

This paper describes the course of atypical myopathy in two horses. The first case had an obvious poor prognosis. Anamnesis, clinical examination and laboratory blood work quickly pointed in the direction of atypical myopathy. Due to the fast progression of the disease and the poor prognosis, the decision to euthanize the horse was made quickly. 
The second case describes a horse with less clear signs, but successful symptomatic therapy. This horse showed clear signs of rhabdomyolysis with no immediate suspicion of atypical myopathy. However, during treatment and hospitalisation of the horse, it turned out that the horse had increased Hypoglycin A blood levels.

This means that being aware of the occurrence of atypical myopathy is very important for a fast diagnosis and successful treatment. There are few diseases associated with rhabdomyolysis and myoglobinuria. The diagnosis based on anamnesis, clinical examination, blood work and evaluation of risk factors. In addition to that asymptomatic pasture partners can be detected and treated earlier. Definitive evidence of the diagnosis is made by the detection of toxin and metabolites.

sycamore maple tree
Hypoglycin A
muscle enzymes
pigmenturia

 

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