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Kleintierpraxis

Der Degu, ein Wüstenbewohner als „neues“ Heimtier – Teil 2: Reproduktion, mutterlose Aufzucht neugeborener Degus, Bestimmung des Geschlechts und Kastration

The degu, a desert inhabitant, as a “new” pet – Part 2: Reproduction, rearing of degu orphans, sex determination and castration

Kleintierpraxis 64, 27-36

DOI: 10.2377/0023-2076-64-27

Publiziert: 01/2019

Zusammenfassung

Aus der Gruppe der kleinen Nager ist der Degu (Octodon degu) ein zunehmend häufiger gehaltenes Heimtier. Neugeborene Degus kommen als Nestflüchter (Wurfgröße: 6,5 ± 0,1) weit entwickelt zur Welt (Geburtsgewicht: 13,5–14,6 g). Innerhalb der ersten 14 Tage nehmen die Jungtiere im Mittel 1–1,5 g/Tag zu. Sie werden insgesamt über vier bis sechs Wochen gesäugt. Ab dem sechsten Lebenstag wurden Degu-Jungtiere bereits bei der Aufnahme von festem Futter beobachtet. Ein pränataler Übertritt maternaler Immunglobuline (IgG) verleiht dem Degu eine über einen gewissen Zeitraum anhaltende passive Immunität. Eine Aufzucht auch ohne vorherige Kolostrumaufnahme ist bei Nagetieren möglich. Die Degumilch (Trockenmasse: 26,9 % ± 5,8) ist im Vergleich zur Milch von Meerschweinchen und Chinchillas konzentrierter. Energieträger ist insbesondere das Milchfett. Der Laktosegehalt der Degumilch sinkt im Laufe der Laktation. Für die mutterlose Aufzucht der Jungtiere werden zur Imitation der Degumilch Milchaustauscher für Hunde- oder Katzenwelpen empfohlen. Diese erden mit Pflanzenöl, Mineralstoff - und Lactobacillus-Präparaten ergänzt.

Ein Absetzen der Jungtiere ab dem zehnten Lebenstag ist möglich, wobei sie noch vom zehnten bis zum 20. Tag vorwiegend gesäugt werden und festes Futter erst in der zweiten Lebenswoche effizienter verdaut wird. Eine langsame Gewöhnung an das Beifutter (z. B. pelletiertes Mischfutter oder rohfaserarmes, zartes Heu bester Qualität) mindert das Risiko von Diarrhoen. Zur Unterstützung der Darmflora eignen sich kommerzielle Präparate mit gefriergetrockneten Bakterienkulturen.

Das Geschlecht eines Degus lässt sich anhand des unterschiedlich weiten Abstandes zwischen Klitoris bzw. Harnröhrenöffnung und Anus unterscheiden. Die anatomischen Besonderheiten männlicher Degus (z. B. fehlendes Skrotum, Gekröseverbindung zwischen Hoden und Samenblasendrüse) finden bei einer Kastration besondere Beachtung.
Degu-Jungtiere
Milchzusammensetzung
Aufzucht verwaister Jungtiere
Ersatzmilch
Kastration

Summary

The degu, a small rodent, is often kept as a pet. As precocial animals, degu pups are born highly developed with a birth weight of 13.5 to 14.6 g (litter size: 6.5 ± 0.1). Within the first two weeks, the pups gain on average 1 to 1.5 g body weight/day. Natural weaning occurs after the fourth to the sixth week of life. Degu pups have been observed to consume solid feed at the earliest on the sixth day of life. A prenatal transfer of maternal immunoglobulins (IgG) provides the pups with a passive immunity for a certain period of time. The neonates of rodent species can be reared even without an intake of colostrum. Degu milk is more concentrated (total solids: 26.9 % ± 5.8) than the milk of guinea pigs or chinchillas. The primary energy source in degu milk is the milk fat. The content of lactose in degu milk declines during the course of lactation. Milk replacers for canine puppies supplemented with vegetable oil, minerals and Lactobacillus preparations are recommended for rearing orphaned degus. Weaning of orphaned degu pups has been found to be successful after the tenth day of life. Nevertheless, suckling was predominant until day 10 to 20 and solid feed is digested more efficiently from the age of two weeks onwards. The gradual adaptation to supplementary feed (for example, pelleted compound feed or best quality hay with a low crude fibre content) reduces the risk of diarrhoea. Freeze-dried gut flora stabilizers are able to support the establishment of a healthy intestinal flora. The distance between the clitoris or urinary orifice and the anus is used to differentiate between the sexes of degus. There are anatomical peculiarities of male degus which have to be considered especially during castration (nonscrotal rodent, mesentery connection between testes and seminal vesicles).
degu pups
milk composition
feeding of orphans
milk replacer
castration

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