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Der Praktische Tierarzt

Diagnostik der Equine Grass Sickness

Der Praktische Tierarzt 92, 41-44

Publiziert: 01/2011

Zusammenfassung

Eine sichere Diagnostik der Equine Grass Sickness (EGS) ist aufwendig und erfordert die operative Entnahmeeines Jejunum- oder Ileumbioptates. Deshalb empfiehlt sich unter Praxisbedingungen zunächst ein Schnelltestmit Phenylephrin Augentropfen.

Bei der in Deutschland selten diagnostizierten Equine GrassSickness (EGS) handelt es sich um eine Polyneuropathie unbekannterÄtiologie, deren Leitsymptomatik auf einer generalisiertengastrointestinalen Stase beruht und die von einer hohenMortalitätsrate geprägt ist. Aufgrund der meist unspezifischen klinischenSymptomatik stellt die sichere Diagnose der Erkrankungfür den Praktiker eine große Herausforderung dar. Die EGS äußertsich maßgeblich in Form von Koliken, die auf eine Motalitätsstörungdes Gastrointestinaltrakts zurückzuführen sind. LangeZeit wurde daher eine alleinige Beteiligung des autonomen Nervensystemsvermutet. Dies führte zu der Bezeichnung EquinesDysautonomiesyndrom. Ähnliche Dysautonomiesyndrome sindauch bei anderen Spezies bekannt, zum Beispiel bei der Katze alssogenanntes Key-Gaskell-Syndrom sowie beim Hund und beimKaninchen. Bei allen genannten Spezies dominieren als Leitsymptomedie gastrointestinale Hypomotilität, eine Dysphagie undein Horner Syndrom, das aus der klassischen SymptomtriasMiosis, Enophthalmus und Ptosis besteht. Mithilfe elektromyografischerUntersuchungen konnte kürzlich eine Beteiligung dessomatischen Nervensystems aufgezeigt werden. Somit trifft derBegriff Dysautonomie nicht vollständig zu. Die Tatsache, dasshauptsächlich Weidetiere erkranken, führte zu der BezeichnungGraskrankheit, engl. Grass Sickness. Zahlreiche wissenschaftlicheStudien lassen vermuten, dass die EGS durch eine Intoxikationmit dem Neurotoxin C1 des Bakteriums Clostridium botulinumausgelöst wird. Allerdings ist die Ätiologie der Erkrankung bisheute nicht sicher geklärt und wird in der Literatur widersprüchlichdiskutiert.

Epidemiologische Studien haben ergeben, dass das weltweithöchste Erkrankungsrisiko in Großbritannien besteht. Auch inDeutschland und Belgien wird die Erkrankung regelmäßig nachgewiesen,jedoch ist die Anzahl der Krankheitsfälle gering.

Zusätzlich besteht eine saisonale Häufung im Frühjahr und imHerbst. Bei den betroffenen Tieren handelt es sich hauptsächlichum zwei- bis siebenjährige Weidetiere mit einem guten bis adipösenErnährungszustand. Häufige Anthelminthikagaben, nitrogenhaltigesWeideland und eine inadäquate Fütterung sollen dieKrankheitsinzidenz erhöhen.

 

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