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Erste Gentherapie bei Tendinitis und Desmitis an zwei Pferden

Gentherapie und der Einsatz rekombinanter Proteine gelten derzeit als vielversprechende Therapieform bei muskuloskeletalen Beschwerden des Menschen. In einem ersten Versuch wurde getestet, inwieweit auch die Pferdemedizin von den neuen Möglichkeiten profitieren kann.

Die Autoren verwendeten Plasmid-DNA, die speziesspezifische Wachstumsfaktoren enthielt. Diese Proteine unterstützen die Proliferation und Migration von Endothelzellen bzw. wirken neurotroph und angiogen. Die Plasmid-DNA wurde in steriler 0,9-prozentiger Kochsalzlösung gelöst und unter Ultraschallkontrolle in die Verletzung sowie das angrenzende unversehrte Gewebe hinein injiziert.

Zwei Patienten mit Lahmheit
Die Pferde wurden mit natürlich entstandenen Sehnenläsionen in der Klinik vorgestellt. Patient 1 hatte eine Grad-2-Desmitis des lateralen Schenkels des Unterstützungsbands und zeigte eine Lahmheit nach AAEP-Score von 3/5. Patient 2 hatte eine Grad-3-Tendinitis der oberflächlichen Beugesehne mit einem AAEP-Lahmheitsgrad von 2/5. Bei beiden Pferden konnte schon am 21. Tag nach der Injektion keine Lahmheit in Schritt oder Trab mehr festgestellt werden. Ultrasonografisch zeigten beide Tiere eine erhöhte Echogenität im Bereich der Verletzung. An Tag 40 zeigten die Tiere sonografisch deutliche Echogenitätszunahmen der Läsion und unausgerichtete „neue“ Kollagenfasern. An Tag 65 lief Pferd 1 lahmfrei und erfolgreich im internationalen Dressursport. Bei einer Nachkontrolle an Tag 73 konnte ultrasonografisch nur schwer das Narbengewebe dargestellt werden. Bei Patient 2 waren am 60. Tag sonografisch weder die Läsion noch die unregelmäßigen Kollagenfasern darstellbar, sodass auch dieser das Training wieder aufnahm. Im Verlauf des Jahres nach der Behandlung trat trotz Hochleistung der Pferde keine Wiederverletzung auf. Eine adverse Reaktion auf die Injektion konnte nicht festgestellt werden.

Zukunftsmusik
Die Gentherapie führte bei beiden Pferden in kurzer Zeit zu einer vollständigen Rückkehr in den Dressursport auf altem Leistungsniveau. In beiden Fällen hatte sich die verletzte Struktur innerhalb von zwei bis drei Monaten vollständig regeneriert. Das verbesserte klinische Ergebnis macht Hoffnung auf einen neuen, besseren Therapieansatz in der Zukunft. Bis zur Praxisreife sind allerdings noch weitere Untersuchungen mit größeren Tierzahlen, histologischen Untersuchungen und Doppelverblindung notwendig. Probst

Originalpublikation:
Kovac M, Litvin YA, Aliev RO, Zakirova EY, Rutland CS, Kiyasov AP, Rizvanov AA (2017): Gene Therapy Using Plasmid DNA Encoding Vascular Endothelial Growth Factor 164 and Fibroblast Growth Factor 2 Genes for the Treatment of Horse Tendinitis and Desmitis: Case Reports.
DOI: 10.3389/fvets.2017.00168.


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