Image
Foto:

Journal Club

Lymphom: Hunderassen mit besonderem Risiko

Bei bestimmten Rassen scheinen Lymphome häufiger vorzukommen. Die Daten variieren bisher allerdings oder sind sogar widersprüchlich. Eine aktuelle Studie soll Klarheit schaffen.

Das European Canine Lymphoma Network (ECLN) ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Institutionen, die an der Diagnose und Therapie von Lymphomen forschen. Auf seine Initiative hin wurde nun das Auftreten von Lymphomen bei bestimmten Hunderassen in verschiedenen europäischen Staaten untersucht und die möglicherweise rassebedingten Risiken für Lymphome bestimmt. Hierfür werteten die Forscher in einer großangelegten retrospektiven Studie die Daten aus acht europäischen Ländern von insgesamt 1529 Hunden mit der Diagnose Lymphom aus, die sie mit 55.529 Kontrollfällen verglichen.

Betroffene Hunderassen
Unter den 1529 untersuchten Fällen waren folgende Rassen am häufigsten zu finden: Labrador Retriever (n = 91; 5,5 %), Boxer (n = 88; 5,1 %), Deutscher Schäferhund (n = 72; 4,2 %), Golden Retriever (n = 71; 4,1 %), Rottweiler (n = 62; 3,6 %), Berner Sennenhund (n = 60; 3,5 %), Dobermann (n = 35; 2,0 %), Englischer Cocker Spaniel (n = 33; 1,9 %) und der Beagle (n = 28; 1,6 %). Die Rassenverteilung schwankte zwischen den Ländern, was sicherlich auch darauf zurückzuführen ist, dass bestimmte Rassen in einigen europäischen Ländern häufiger vorkommen als in anderen. Dennoch zeigten Dobermann, Rottweiler, Boxer und Berner Sennenhund insgesamt eine signifikante Prädisposition. Boxer neigten dabei vor allem zu T-Zell-, Rottweiler dagegen zu B-Zell-Lymphomen.

Überraschung Golden Retriever
In amerikanischen Studien wurde auch für den Golden Retriever eine hohe Prädisposition, insbesondere für T-Zell-Lymphome, festgestellt. Interessanterweise konnte dies in der vorliegenden Studie für diese Rasse nicht bestätigt werden. Nur in Großbritannien war eine, wenn auch nur mäßige, Prädisposition für Lymphome feststellbar. Möglicherweise spielen für die transatlantischen Differenzen verschiedene Abstammungslinien oder auch Umweltfaktoren eine Rolle.

Fazit
Auch wenn es innerhalb Europas durchaus Unterschiede gibt, lassen sich für bestimmte Rassen Prädispositionen für Lymphome allgemein (Dobermann, Berner Sennenhund) oder für bestimmte Lymphom-Subtypen (Boxer, Rottweiler) feststellen. Dagegen konnte eine Prädisposition des Golden Retrievers, wie sie aus den USA berichtet wird, in dieser Studie nicht bestätigt werden. Weitere, prospektive Untersuchungen müssen folgen.


Originalpublikation:
Comazzi S, Marelli S, Cozzi M, Rizzi R, Finotello R, Henriques J, Pastor J, Ponce F, Rohrer-Bley C, Rütgen BC, Teske E (2018): Breed-associated risks for developing canine lymphoma differ among countries: an European canine lymphoma network study. BMC Vet Res 14: 232.
DOI 10.1186/s12917-018-1557-2

Image
Die Schmerzschwelle liegt bei verschiedenen Hunderassen unterschiedlich hoch.
Foto: Daria - stock.adobe.com

Aus der Forschung

Schmerz: Sind Hunderassen unterschiedlich empfindlich?

Rasseunterschiede im Schmerzempfinden sind nicht physiologisch erklärbar, aber existent. Besonders sensibel sind jedoch nicht unbedingt die Rassen, von denen Tierärzte das annehmen.

Image
Foto: Schlütersche Verlagsgesellschaft

Buchtipp

Mehr als "dicke Beine": Wenn der Lymphfluss gestört ist

Auffällig viele Erkrankungen bei Pferden zeigen eine Beteiligung des Lymphsystems. Dieses Buch zur Manuellen Lymphdrainage präsentiert wirkungsvolle Behandlungsstrategien und Therapiemöglichkeiten.

Image

Journal Club

Noch so jung und schon Parodontitis

Noch bevor sie ein Jahr alt sind, zeigen Yorkshire Terrier einen erkrankten Halteapparat an mindestens einem Zahn. Um dem vorzubeugen, bedarf es allerdings mehr als nur Zähneputzen.