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Phenobarbital-induziertes Pseudolymphom bei einem Hund

Ein Pseudolymphom ist eine beim Menschen bekannte Reaktion auf Antiepileptika. Nun wurde diese schwerwiegende Arzneimittelnebenwirkung erstmals bei einem Hund beschrieben. Ihre korrekte Diagnose kann lebensrettend sein.

Das Pseudolymphom beim Menschen
Das Pseudolymphom ist eine Reaktion auf Antiepileptika mit aromatischer Molekülstruktur, die beim Menschen erstmals 1950 unter Phenytoin beschrieben wurde. Es tritt auch unter Phenobarbital, Carbamazepin und Valproinsäure auf. Das Syndrom zeigt Analogien zum DRESS-Komplex (drug rash with eosinophilia and systemic symptoms), unterscheidet sich von diesem aber durch das Fehlen einer Eosinophilie und durch sofortiges Ansprechen auf ein Absetzen der Medikation. Beiden gemeinsam sind initiales Fieber und Abgeschlagenheit, gefolgt von Hautausschlag, Lymphadenopathie und Spleno- sowie Hepatomegalie. Beim DRESS können außerdem Lymphozytose, Eosinophilie und Multiorganschäden auftreten.

Fallbericht beim Hund
Ein Hund war seit vier Monaten mit Levetiracetam (20 mg/kg tgl.) behandelt worden. Seit acht Wochen war die Dosis auf 27 mg/kg tgl. gesteigert und zusätzlich 1,6 mg/kg Phenobarbital tgl. verabreicht worden; seit drei Wochen lag die Phenobarbital-Dosis bei 2,5 mg/kg tgl. Der Hund wurde mit einer seit drei Tagen andauernden progredienten Ataxie, Benommenheit, Fieber und Lethargie vorgestellt und hospitalisiert. Er entwickelte eine generalisierte Lymphadenopathie, Spleno- und Hepatomegalie bei fortbestehendem Fieber. Die Serumkonzentrationen von Levetiracetam und Phenobarbital lagen im therapeutischen Bereich. Das Phenobarbital wurde abgesetzt und der Hund auf Zonisamid umgestellt (Dosierung nicht angegeben). Innerhalb von 24 Stunden ging das Fieber zurück. Die übrigen Symptome normalisierten sich innerhalb einer Woche; nur die Milz war nach drei Monaten noch leicht vergrößert. Der Hund, der zuvor alle sieben bis zehn Tage einen Krampfanfall erlitten hatte, war nach Umstellen auf Zonisamid für zwei Monate anfallsfrei.

Fazit
Bei jedem mit Phenobarbital behandelten Hund mit Lymphom-Verdacht sollte zunächst das Phenobarbital abgesetzt werden, bevor invasive Maßnahmen wie Chemotherapie oder Euthanasie des Tieres in Betracht gezogen werden.

Originalpublikation:
Lampe R, Manens J, Sharp N (2017): Suspected Phenobarbital-Induced Pseudolymphoma in a Dog. J Vet Intern Med 31: 1858–1859. DOI 10.1111/jvim.14818.


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