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Phosphat: Ein Faktor für das Festliegen oder nicht?

Welche Rolle spielt das Phosphat beim Festliegen der Kuh? Zwei Tierärzte, drei Meinungen. Jetzt gibt es neue Daten, die einen Konsens fördern könnten.

Phosphatgehalt im Futter – essenziell oder egal?
Über den Zusammenhang zwischen Phosphatmangel/Hypophosphatämie und dem Festliegen bei Milchkühen wird seit Jahrzehnten gestritten. Weder konnten bisher Kühe durch Phosphatentzug zum Festliegen gebracht werden noch stehen betroffene Kühe nach parenteraler Phosphatgabe zuverlässig wieder auf. Nun folgen weitere Daten, die das Phosphat aus dem Ring drängen.

Das Experiment
Es wurden 36 multipare Kühe in zwei Gruppen aufgeteilt. Im Zeitraum vier Wochen vor bis vier Wochen nach dem Abkalben erhielt die eine Gruppe phosphatarmes Futter (Trockensteher: 0,15 % P, laktierende Kühe 0,20 %, bezogen auf die Trockenmasse), die andere Gruppe Futter mit adäquatem Phosphatgehalt. Bei allen Tieren wurden mehrfach Elektromyografien durchgeführt und Muskelbioptate entnommen: zu Beginn des Versuchs, zwei Wochen nach Versuchsbeginn, in der ersten Laktationswoche und am Ende des Versuchs.

Die Mangelversorgung resultierte in einer deutlichen und lang anhaltenden Abnahme der Plasma-Phosphatkonzentration mit einem Tiefstwert zum Zeitpunkt der Abkalbung (Mittelwert 1,5 mg/dl). Die Werte blieben in den ersten vier Laktationswochen unter 2,0 mg/dl. Die Tiere blieben klinisch unauffällig und keine der untersuchten phosphathaltigen Substanzen im Muskelgewebe nahm ab; es wurde also kein Zusammenhang zwischen den Phosphatkonzentrationen in Blut und Muskel festgestellt. Die Elektromyografie ergab subklinische Veränderungen der Aktionspotenziale der Motoneuronen. Bei zunehmendem Mangel wurde verstärkt muskuläre Spontanaktivität festgestellt, die auf Membranlabilität zurückzuführen war.

Fazit
Die Studie belegt, dass ein lang andauernder und erheblicher fütterungsinduzierter Phosphatmangel rund um die Kalbung zwar durchaus zu einer Hypophosphatämie führt – die Phosphorhomöostase des Muskelgewebes wird dadurch jedoch nicht beeinträchtigt und es treten keine klinischen Störungen der Muskelfunktion auf. Die Autoren erteilen daher dem Phosphor als relevantem Faktor beim Festliegen eine klare Absage.


Originalpublikation:
Grünberg W, Scherpenisse P, Cohrs I, Golbeck L, Dobbelaar P, Van den Brink LM, Wijnberg ID (2019): Phosphorus content of muscle tissue and muscle function in dairy cows fed a phosphorus-deficient diet during the transition period. J Dairy Sci 102: 4072–4093. DOI 10.3168/jds.2018-15727.

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