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Kleintierpraxis

Postovulatorische Retention von Eiern (Dystokie) bei Echsen – Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten

Postovulatory egg retention (dystocia) in lizards - diagnostic and therapeutic options

Kleintierpraxis 62, 754-764

DOI: 10.2377/0023-2076-62-754

Publiziert: 12/2017

Zusammenfassung

In Gefangenschaft gehaltene Echsen leiden sehr oft unter Reproduktionsstörungen. Die häufigste Reproduktionspathologie bei weiblichen Echsen ist die postovulatorische Retention von Eiern (Dystokie). Dabei wird zwischen einer obstruktiven und einer nicht obstruktiven Dystokie unterschieden, also einer erschwerten (Oviposition) bzw. einer völligen Unfähigkeit zur Eiablage. Häufig sind diese Erkrankungen durch Haltungs- und Fütterungsfehler bedingt, weshalb Tierärzte über gute Kenntnisse auf diesem Gebiet verfügen sollten. Ursachen für die Dystokie können eine mechanische Obstruktion der Eileiter, Infektionen des Reproduktionstraktes, eine große Anzahl an Eiern, eine mangelhafte Kalzifizierung der Eischale oder auch die metabolische Knochenerkrankung (metabolic bone disease) sein. Die klinischen Anzeichen von Reproduktionsstörungen sind unspezifisch. Zu ihnen zählen Depression, Lethargie, Anorexie, Dyspnoe, Obstipation sowie eine Reaktionslosigkeit auf äußere Reize. Das unspezifische klinische Bild macht die diagnostische Aufarbeitung zu einer großen Herausforderung. Als Erstes sollte durch Röntgen- und Ultraschalldiagnostik der Zölomhöhle bestimmt werden, ob es sich um eine prä- oder postovulatorische Pathologie handelt. Tierärzte, die über gute Kenntnisse der Ultraschall- und Röntgendiagnostik bei Reptilien verfügen, können die Anzahl und die Position der Eier sowie Eierschalenbildung (Kalzifizierungsgrad) abschätzen. Die Bestimmung hämatologischer und biochemischer Blutparameter sowie der Elektrolyte kann helfen, den klinischen Zustand des Tieres besser einzuschätzen. Auch eine Endoskopie in allgemeiner Anästhesie kann bei der Diagnosefindung behilflich sein. Es bestehen unterschiedliche therapeutische Möglichkeiten (manuelle Massage im Wasserbad, chirurgische Behandlung, hormonelles Behandlungsprotokoll mit Kalzium- und Oxytocinanwendung). Die Auswahl der Behandlungsstrategie hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Soll das Tier reproduktionsfähig bleiben? Wie lange dauert die Retention der Eier (Dystokie) bereits an? Sie hängt aber auch vom klinischen Zustand des Tieres, der Art der Reproduktionsstörung und Prognose nach der Behandlung ab. Je schneller die Behandlung der Dystokie eingeleitet wird, desto größer ist die Chance, die Reproduktionsfähigkeit zu erhalten.

 

Dystokie
Echsen
Therapie
Oxytocin

Summary

Postovulatory egg retention, also known as egg binding (dystocia), is one of the most common reproductive disorders of captive female lizards. The causes of dystocia may have an obstructive or non-obstructive aetiology, resulting in difficulties or complete inability to lay eggs (oviposition). Inappropriate husbandry, inadequate nutrition or malnutrition are primary causes of reproductive disorders in reptiles. Thus, a thorough knowledge of reptile husbandry and nutrition is needed. Mechanical obstruction of the oviduct, reproductive tract infections, large number of eggs or insufficient calcification of the eggshell and metabolic bone disease are the most common causes of egg retention in reptiles. Clinical signs such as depression, lethargy, anorexia, dyspnoea, obstipation and lack of perception and proprioception, could suggest a reproductive pathology. However, due to the associated nonspecific clinical signs, diagnostic procedures are often challenging. Diagnostics should primarily distinguish preovulatory follicular stasis from postovulatory egg retention, and therefore radiography and ultrasonography of the coelomic cavity are recommended. The number and position of retained eggs and the stage of eggshell calcification can then be estimated. Haematological and biochemical blood parameters and electrolytes should be determined to evaluate the clinical status of the patient. Endoscopy should be performed if a final diagnosis cannot be established with these diagnostic methods. There are diff erent therapy options that are prescribed following final diagnosis, depending on whether the owner wants the animal for further reproduction and depending on the duration of egg retention. Treatment options include manual massage of the coelom cavity wall with the animal in a warm water bath, surgical treatment or a hormonal protocol which includes the application of calcium and oxytocin. The selection of treatment depends primarily on the clinical status of the patient, the category of reproductive pathology and prognosis after treatment. The sooner the treatment is started, the better the chances for re-establishing a healthy reproductive physiology.

 

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therapy
oxytocin

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