Zur Toxizität von Metaldehyd bei Hund und Katze
Zusammenfassung
Zu den häufigeren Vergiftungen, die in der
tierärztlichen Praxis vorgestellt werden, gehört auch die Metaldehyd-
Intoxikation. Während Katzen eher selten betroffen sind,
können zugängliche meist angebrochene Packungen mit Schneckenkorn
für Hunde durchaus attraktiv sein und deren Inhalt dann
auch in großen Mengen aufgenommen werden. Das recht typische
Symptombild mit initialer gastrointestinaler Symptomatik zusammen
mit Ängstlichkeit und Hecheln und gefolgt von Koordinationsstörungen
und neurologischen Symptomen, die in Krämpfen und
Koma gipfeln können, wird meist begleitet von Fieber, was im englischen
Sprachraum zur Bezeichnung Shake and bake-Syndrom
geführt hat. Wenn die Tiere erbrechen bzw. nach Magen- oder
Darmspülung kann oft eine blaugefärbte Masse gefunden werden,
die ebenfalls ein starker Hinweis auf die Aufnahme von Schneckenkorn
ist. Da Metaldehyd zu Acetaldehyd und im Weiteren zu
Essigsäure verstoffwechselt wird, kommt es vielfach zu einer metabolischen
Azidose. Bei konsequenter Therapie kann die Vergiftung
ohne bleibende Schäden überlebt werden. Die Behandlung
ist symptomatisch und muss darauf abzielen, noch vorhandenes
Gift aus dem Körper zu entfernen, sowie eine Krampfbehandlung
mit Diazepam oder Barbituraten einschließen. Als Spätfolge der
Metaldehyd-Intoxikation kann eine Leberschädigung auftreten. Zur
Verhinderung von Vergiftungsfällen ist eine gründliche Aufklärung
der Patientenbesitzer über das Vergiftungsrisiko erforderlich. Auch
andere Haustiere außer Hund und Katze können, wenngleich selten,
eine Metaldehyd-Intoxikation erleiden. Einzelberichte hierzu
betrafen Rinder, Pferde und kleine Wiederkäuer, die Zugang zu
Köder in größerer Menge hatten. Eine Schneckenkorn-Vergiftung
muss daher auch bei diesen Spezies differenzialdiagnostisch bei
entsprechendem Symptombild in Erwägung gezogen werden. Das
Vergiftungsrisiko für wildlebende Tiere, einschließlich Igel, wird
als sehr gering eingestuft, ebenso sind im Wasser lebende Organismen
nicht durch die Ausbringung von Metaldehyd als Pflanzenschutzmittel
gefährdet.
Schlüsselwörter:
Schneckenkorn, shake and bake, Vergiftung
Summary
Toxicity of metaldehyde in the dog and cat
Metaldehyde intoxication is among the more common
intoxications that veterinarians may be confronted with. While it is
a rare event in cats, dogs may be attracted by open bait boxes and
possibly ingest larger amounts. The rather typical symptoms are
initial salivation and emesis, anxiety and hyperpnea, followed by
incoordination, seizures and convulsions. The typical combination
with fever is the reason for the name shake and bake syndrome,
describing the typical presentation of patients. After vomiting/diarrhea,
or as result of gastric and intestinal lavage, a blue mass is
often produced and gives another hint to the underlying cause. Since
metaldehyde is metabolized to acetaldehyde and then to acetic
acid, respectively, metabolic acidosis is often encountered. With
consequent therapy, the intoxication may well be survived leaving
no lasting damages. Treatment is symptomatic and predominantly
aims at removal of the agent, combined with anticonvulsant therapy
with diazepam and barbiturates. As a sequel of metaldehyde
intoxication, liver damage may occur later. In order to prevent intoxications,
patient owners must be carefully advised on the risk
of toxin intake. Pets other than dogs and cats may also suffer from
metaldehyde intoxication. Literature reports are however rare and
deal with single cases of horses, cattle and goat that eventually ingested
larger amounts of accessible slug or snail bait. Accordingly,
in cases with respective symptoms, metaldehyde toxicosis must be
considered as differenzial diagnosis also in these species. The risk
of intoxication for wild animals, including hedgehogs, can be considered
as negligible. This holds also true for aquatic organisms.
Keywords:
snail and slug bait, shake and bake, intoxication

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Weitere Informationen zum Beitrag
- Quelle: Praktischer Tierarzt 93: Ausgabe 10, Seite 886893 (2012)
- Autor: Nolte I
- Artikel:
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