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Spätes Absetzen – der Schlüssel zu entspannten Katzen?

Werden Jungtiere eher als in der Natur üblich von ihrer Mutter getrennt, gelten sie als frühentwöhnt.

Wildkatzen säugen ihre Jungen zwar nur etwa acht Wochen lang, bleiben jedoch insgesamt ungefähr vier Monate mit ihnen zusammen. Bisher wurde meist davon ausgegangen, dass Kätzchen bereits verhaltensstabil sind und in ein neues Zuhause können, sobald die kritische Sozialisierungsphase, die zwischen der zweiten und achten Lebenswoche abläuft, vollzogen ist.

Einfluss auf das Verhalten …
Ein Forscherteam aus Finnland hat sich nun die Auswirkungen von frühem Absetzen (hier: 12 Wochen) von Kätzchen auf die spätere Entwicklung von Aggressivität und Stereotypien näher angesehen. Dafür werteten sie ausgefeilte Online-Fragebögen zum Verhalten von über 5700 Wohnungskatzen 40 verschiedener Rassen aus. Es zeigte sich, dass Katzen, die erst nach 14 Wochen von ihrer Mutter getrennt werden, später deutlich weniger aggressiv auf Fremde reagieren und weniger wahrscheinlich stereotype Verhaltensprobleme, wie Wollnuckeln oder exzessives Putzen, zeigen, als frühentwöhnte Tiere. Solche Macken erklären sich nur teilweise aus der grundsätzlichen Persönlichkeit der Tiere. Werden Katzen erst im Erwachsenenalter oder gar nicht von ihrer Mutter getrennt, sind sie aufgeschlossener gegenüber Neuem und weniger stressempfindlich. Mehr Angst erklärt sich hingegen nicht durch zu frühes Entwöhnen, so die Forscher.

… und die Gesundheit
Anhand ihrer Ergebnisse und neurobiologischen Studien an anderen Tierarten gehen die Autoren davon aus, dass vorzeitiges Absetzen Gehirnfunktionen verändert. Diskutiert werden insbesondere eine Dysfunktion der Vernetzung kortiko-basaler Ganglien sowie erhöhte Dopamin- und verminderte Serotoninlevel. Und: mehr Stress – öfter krank. Die Forscher weisen ausdrücklich darauf hin, dass Verhaltensauffälligkeiten nicht im Umkehrschluss nur auf Frühentwöhnung zurückgeführt werden können. Für eine eingehendere Untersuchung anderer Umweltfaktoren wird ihr Online-Fragebogen zukünftig um zusätzliche Aspekte erweitert und baldmöglichst auch auf Englisch angeboten. Lason

Originalpublikation: Ahola MK, Vapalahti K, Lohi H (2017): Early weaning increases aggression and stereotypic behaviour in cats. Nat Sci Rep 7: 10412. DOI:10.1038/s41598-017-11173-5.


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