Image
Foto:

Journal Club

Zearalenon auch in Heupellets

Bei Zearalenon denkt man zuerst an Getreide und daraus hergestellte Futtermittel. Doch auch im Heu kann der Stoff lauern – wie nun ein Fall aus dem Frankfurter Raum zeigt.

Hintergrund
Die Diagnose von Zearalenon(ZEN)-induzierten Störungen kann eine Herausforderung sein, da zum Zeitpunkt des Auftretens der Symptome die problematischen Futterchargen oft nicht mehr verfügbar sind oder die Futtermittelanalyse keine klaren Ergebnisse liefert.

Der Fall
In einem Betrieb mit 200 Sauen traten plötzlich erhöhte Verluste von bis zu 30 Prozent bei Saugferkeln auf. Das klinische Bild wurde von Spreizbeinen und Anzeichen für Hyperöstrogenismus wie geschwollenen und geröteten Vulven bei den neugeborenen Ferkeln dominiert. Mykotoxine wurden als Ursache vermutet. Die Futterchargen hatten seit Monaten nicht gewechselt, mit Ausnahme der Heupellets, die fünf Monate zuvor eingeführt worden waren. Diese machten sieben Prozent der Ration für die tragenden Sauen aus. Das Heu war im eigenen Betrieb erzeugt (erster Schnitt, Mitte bis Ende der Blütezeit; gute Wetterbedingungen) und dann pelletiert worden.

Zunächst wurde ein ELISA durchgeführt. Dieser ergab einen ZEN-Gehalt von > 500 μg/kg. Da Mykotoxine im Heu ein so seltener Befund sind und außerdem das Vorhandensein von Phytöstrogenen im Heu als alternative Erklärung im Raum stand, wurden die Pellets weiter analysiert. Aufgeweichte Pellets wurden mikroskopisch auf die Pflanzenzusammensetzung hin untersucht und keine verdächtigen Pflanzen aufgespürt. Eine massenspektrometrische Analyse der Heupellets ergab 52 von Pilzen stammende Stoffwechselprodukte. ZEN und seine Metabolite waren mit insgesamt 1000 μg/kg nachweisbar, darunter Zearalenon-14-sulfat mit 530 μg/kg.

Aufgrund des geringen Anteils der Heupellets an der Ration blieben Zweifel, ob die schweren klinischen Erscheinungen durch die Heupellets verursacht waren – doch nach Absetzen der Pellets verschwanden die Symptome innerhalb eines Monats.

Schlussfolgerung
Auch Rohfaserkomponenten können erhebliche Mykotoxingehalte aufweisen und müssen daher bei der Futtermittelanalyse mitberücksichtigt werden. Standard-Labormethoden wie der ELISA erfassen nicht alle hormonell aktiven Metaboliten und können daher zu falschen Schlüssen verleiten; die Autoren empfehlen daher Analysen mit chromatografischen Methoden.


Originalpublikation:
Hennig-Pauka I, Koch FJ, Schaumberger S, Woechtl B, Novak J, Sulyok M, Nagl V (2018): Current challenges in the diagnosis of zearalenone toxicosis as illustrated by a field case of hyperestrogenism in suckling piglets. Porcine Health Manag 4: 18. DOI 10.1186/s40813-018-0095-4.

Image

Journal Club

Pilze begünstigen Inflammatory Airway Disease

Pilze in Einstreu und Futter spielen nicht erst bei rezidivierenden Atemwegsobstruktionen eine Rolle, sondern schon viel früher – bereits bei der IAD.

Image
Wilde Pastinake im Heu kann eine Photodermatitis auslösen.
Foto: illusoryreality - stock.adobe.com

Journal Club

Wenn die Ursache der Hauterkrankung im Heu gefunden wird

Zwar ist hinlänglich bekannt, dass die zu den pflanzlichen Abwehrstoffen gehörenden Furocumarine beim Haustier zu krankhaften Hautveränderungen führen können. Trotzdem standen Pferdepraktiker in Berlin vor einem Rätsel, deren Auflösung sie nun veröffentlichten.

Image
Jakobskreuzkraut kann bei Pferden zu Leberintoxikationen führen.
Foto: Elke Hötzel - stock.adobe.com

Journal Club

Jakobskreuzkraut im Heu wird von Pferden mitgefressen

Achtung giftig! Schön wäre es, wenn Pferde die Giftpflanze aussortieren würden – aber das tun sie nicht zuverlässig.

Image
Mit steigenden Temperaturen ist in Zukunft auch in unseren Breiten mit einem erhöhten Risiko von Ergotismus bei Rindern zu rechnen.
Foto: Sallenbuscher - stock.adobe.com

Intoxikation

Progressive Zehengangräne – Verdacht auf Ergotismus

Der Fallbericht stellt dramatische Krankheitsverläufe bei neun Milch­kühen vor, bei denen es zum völligen Absterben einzelner Klauen kam.