Influenza-A-Virusinfektionen bei Meeressäugetieren und landlebenden Fleischfressern
Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 126, 500-508
DOI: 10.2376/000-9366-126-500
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2014
Publiziert: 01/2014
Summary
Influenza A viruses (IAV), members of the Orthomyxoviridae, cover a wide host spectrum comprising a plethora of avian and, in comparison, a few mamma lian species. The viral reservoir and gene pool are kept in metapopulations of aquatic wild birds. The mammalian-adapted IAVs originally arose by transspecies transmission from avian sources. In swine, horse and man, species-adapted IAV lineages circulate independently of the avian reservoir and cause predominantly respiratory disease of highly variable severity. Sporadic outbreaks of IAV infections associated with pneumonic clinical signs have repeatedly occurred in marine mammals (harbour seals [Phoca vitulina]) off the New England coast of the U.S.A. due to episodic transmission of avian IAV. However, no indigenous marine mammal IAV lineages are described. In contrast to marine mammals, avian- and equine-derived IAVs have formed stable circulating lineages in terrestrial carnivores: IAVs of subtype H3N2 and H3N8 are found in canine populations in South Korea, China, and the U.S.A. Experimental infections revealed that dogs and cats can be infected with an even wider range of avian IAVs. Cats, in particular, also proved susceptible to native infection with human pandemic H1N1 viruses and, according to serological data, may be vulnerable to infection with further human-adapted IAVs. Ferrets are susceptible to a variety of avian and mammalian IAVs and are an established animal model of human IAV infection. Thus, a potential role of pet cats, dogs and ferrets as mediators of avian-derived viruses to the human population does exist. A closer observation for influenza virus infections and transmissions at this animal-human interface is indicated.Zusammenfassung
Influenza-A-Viren (IAV), ein Genus der Orthomyxoviridae, besitzen ein breites Wirtsspektrum, welches eine Vielzahl aviärer Spezies, jedoch vergleichsweise nur wenige Säugetierarten umfasst. Das Reservoir der IAV wird in den Metapopulati- onen aquatisch lebender Wildvögel erhalten. Die an Säugetiere angepassten IAV entstammen ursprünglich ebenfalls diesem Reservoir und gehen auf einzelne Übertragungsereignisse aviärer Viren auf Säugerspezies zurück. Bei Schweinen, Pferden sowie dem Menschen zirkulieren adaptierte IAV-Linien unabhängig von einem aviären Reservoir und verursachen hauptsächlich respiratorische Erkrankungen sehr unterschiedlicher Schweregrade. Sporadische Vorkommen von IAV-Infektionen mit pneumonischen Erscheinungen wurden wiederholt auchbei Seehunden (Phoca vitulina) vor der Neuengland-Küste der USA infolge von Übertragungen aviärer IAV beschrieben. Allerdings bildeten sich keine an Robben adaptierten IAV-Linien aus. Im Gegensatz zur Situation bei Meeressäugern haben IAV-Linien aviären und equinen Ursprungs jüngst stabil zirkulierende Linien in Hunden etablieren können: IAV der Subtypen H3N2 und H3N8 zirkulieren in Hundepopulationen in Südkorea, China und den USA. Hunde und Katzen konnten im Rahmen experimenteller Untersuchungen auch mit weiteren IAV-Subtypen aviärer Herkunft infiziert werden. Vor allem Katzen und Frettchen sind empfänglich für natürliche Infektionen mit dem von Menschen stammenden pandemischen H1N1-IAV aus dem Jahr 2009. Serologische Daten weisen darüber hinaus auf eine Empfänglichkeit von Katzen für weitere humane IAV-Linien hin. Frettchen können experimentell mit einer Vielzahl aviärer und humaner IAV infiziert werden und sind als Tiermodell für humane Influenzavirusinfektionen etabliert. Insgesamt wird eine mögliche Bedeutung von Katzen, Hunden und Frettchen als Vermittler von aviären IAV für menschliche Populationen wahrscheinlicher. Eine intensivere Überwachung dieser Tiere erscheint daher geboten.