Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 117
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2004
Publiziert: 07/2004
Zusammenfassung
Die Strategie zur Entwicklung von Arzneimitteln hat sich im letzten Jahrzehnt grundlegend geändert. Bis dahin war eine rationale, zielgerichtete Suche nach neuen Medikamenten nicht möglich, da die molekularen Ursachen von Krankheiten meist unerforscht waren. Durch die Fortschritte in der biomedizinischen Grundlagenforschung wurden aber mittlerweile zahlreiche Proteine identifiziert, deren fehlgeleitete Funktion eine Krankheit auslöst. Diese Proteine stellen ein Angriffziel für zu entwickelnde Medikamente dar, die an das Zielprotein binden sollen, um es zu inhibieren. Die Kenntnis der dreidimensionale Struktur des Proteins ist sehr hilfreich, um Bindungsstellen für Wirkstoffe in der Moleküloberfläche zu finden. Anhand einiger Beispiele für kürzlich zugelassene Arzneimittel, antivirale Medikamente gegen die Influenzagrippe und gegen AIDS, und eines neuartigen Wirkstoffes gegen eine seltene Krebsform, die chronisch myeloische Leukämie, wird die Vorgehensweise bei dieser wissens- und strukturbasierten Arzneimittelentwicklung erläutert.Summary
The strategy how new drugs are being developed has dramatically changed during the last decade. Until then a rational, target-aimed design of drugs was not possible, because the molecular basis of disease was largely unexplored. The progress in basic science has revealed that many diseases are caused by the malfunction of proteins. These proteins are targets for drugs, which should bind to the protein and inhibit its function. Knowledge of the three dimensional structure of the target protein is helpful to find binding pockets for the drug on the molecular surface. The strategy of this knowledge-based or struc-ture-based drug-design is explained with the help of several examples for recently approved drugs, antivirals against influenza and AIDS, and a drug against a rare cancer, chronic myeloic leukemia.