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Der Praktische Tierarzt

Arzneimitteltherapie in der Ferkelaufzucht – wie sich Praxis und Wissenschaft die Hand reichen

Drug Therapy in Piglet Rearing – How Practice and Science Go Hand in Hand

Der Praktische Tierarzt 101, 1006–1019

DOI: 10.2376/0032-681X-2035

Publiziert: 10/2020

Zusammenfassung

Eine verantwortungsbewusste und rechtzeitige Verwendung von Antibiotika ist wichtig bei der Behandlung bakterieller Erkrankungen und zur Vorbeugung einer weiteren Erregerausbreitung. Die orale Verabreichung von Antibiotika über Futter oder Wasser ist eine stressfreie und häufig eingesetzte Methode bei der Gruppenbehandlung von Nutztieren in Deutschland. Es gibt allerdings bestimmte Risikofaktoren, die den Behandlungserfolg negativ beeinflussen können. Wesentlich für eine erfolgreiche Behandlung ist eine ausreichend hohe und lang anhaltende Konzentration der antimikrobiellen Substanz im Zielgewebe. In der tierärztlichen Praxis ist der Behandlungserfolg meist nur durch die Verbesserung der klinischen Gesundheit der Tiere sichtbar. In dieser Studie wurden die klinischen Symptome respiratorisch erkrankter Aufzuchtferkel vor und am Ende einer Doxycyclin-Therapie bewertet. Diagnostisch lagen bakterielle Mischinfektionen mit viraler Beteiligung (Influenzavirus) vor. Außerdem wurden die Arzneimittelkonzentrationen im Plasma und Futter gemessen, um die Wirksamkeit der Behandlung nach Anwendung verschiedener oraler Medikationssysteme im Praxiseinsatz zu vergleichen. Die Ergebnisse zeigen eine große Variation und teilweise unzureichende Doxycyclinkonzentrationen im Plasma und Futter am letzten Behandlungstag. Dies galt gleichermaßen für Gruppen, deren antibiotische Therapie als Erfolg bewertet wurde, wie auch für jene Fälle, in denen der Behandlungserfolg nach klinischer Untersuchung der erkrankten Tiere ausblieb. Die ausgewählten Beispiele zeigen einerseits, dass die Bestimmung der Doxycyclinkonzentration in Futter und Plasma nur eingeschränkt geeignet ist, Vorhersagen zum Behandlungserfolg zu machen. Andererseits wird deutlich, dass die in der Praxis üblichen Konzepte der oralen Medikation hinsichtlich der erreichbaren Plasmakonzentrationen vor dem Hintergrund einer drohenden Resistenzentwicklung kritisch hinterfragt werden müssen. Da die Voraussetzungen für Futter- und Arzneimittelzuteilung von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich sind, müssen Tierarzt und Landwirt die Behandlungsstrategien betriebsindividuell festlegen und gut kooperieren

Respirationserkrankung
orale Applikation
Überdosierung
Unterdosierung

Summary

Responsible and accurately timed antibiotic usage is important in treating bacterial diseases and preventing the further spread of pathogens. Oral application of antibiotics via feed or water is a stress-free and frequently used method in treating larger groups of farm animals in Germany. There are certain risk factors involved that could negatively influence successful treatment. Essential for a successful treatment is a sufficiently high and long-lasting concentration of antimicrobial substance in the target tissue. In a practical setting the assessment of the therapeutic effect of a treatment is usually only based on the clinical health improvement of the animals. In this study, the clinical symptoms of weaner piglets with respiratory diseases were scored before and at the end of treatment with doxycycline. Diagnostic investigations showed mixed bacterial infections with viral involvement (influenza virus). Drug concentrations in plasma and feed were measured in order to compare the efficiency of treatment by different oral medication systems in a practical setting. The results show a large variation of and partially insufficient doxycycline levels in plasma and feed on the last day of treatment. This was equally true for groups whose antibiotic therapy was rated as a success, as well as for those cases in which treatment was unsuccessful according to the clinical examination of the diseased animals. On the one hand, the selected examples show that the determination of the doxycycline concentration in feed and plasma is only of limited use to make predictions about the success of treatment. On the other hand, it becomes clear that the concepts of oral medication that are common in practice with regard to the achievable plasma concentrations must be critically examined considering an impending development of resistance. As the requirements for the allocation of feed and pharmaceuticals vary widely from farm to farm, the veterinarian and farmer must – in good cooperation with each other – define the treatment strategies for each farm.

respiratory disease
oral application
underdosage
overdisage

 

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