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Wenn der Stress zu groß wird, muss man sich HIlfe von Professionellen holen.
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Wenn der Stress als Tierärztin zu groß wird, braucht man professionelle Hilfe

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Ich kann nicht mehr

In Krisensituationen das Richtige tun. In unserer Kolumne gibt EVA Antworten auf Ihre Fragen.

Liebe Eva, ich schreibe Dir, weil ich sonst einfach nicht mehr weiß, was ich machen soll. Um es kurz zu machen, ich kann nicht mehr und mir geht es wirklich schlecht. Ich habe totalen Stress bei der Arbeit, kann mich nicht mehr erholen und schlafe schlecht. In meiner Praxis scheint es so, als wäre ich die Einzige, die unter der vielen Arbeit leidet, und ich traue mich nicht, das anzusprechen, weil ich Sorge habe, dass mir gekündigt wird. Was soll ich bloß machen?

EVA: Liebe Mutige,  ich spreche Dich bewusst so an, da der größte Schritt in Deiner aktuellen Situation die Erkenntnis ist, dass sich etwas ändern muss und dass Du Unterstützung brauchst. Du hast also schon viel geschafft. „Ich kann nicht mehr“ höre ich leider sehr oft von unseren Kollegen. Jedes Alter, jedes Geschlecht und auch jede Lebenssituation sind da vertreten.

Was Du jetzt tun kannst: Wenn es Dir schon länger schlecht geht und Du umgehend Hilfe benötigst, ist es richtig, sich direkt an Profis zu wenden. Im Notfall helfen:

  • Telefonseelsorge; anonyme Beratung (telefonisch, per Chat/Mail) 24 Stunden am Tag, Tel. 0800 1110111 oder www.telefonseelsorge.de.
  • Bei Lebensgefahr wende Dich an den Rettungsdienst (112) und in Gefahrensituationen an die Polizei (110).
  • Wenn Du sofort Hilfe brauchst und ggf. stationär aufgenommen werden möchtest, kannst Du jederzeit in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen.

Top Job:


Mir ist es wichtig, diese Notfall-Anlaufstellen explizit zu nennen, denn nur Du kannst entscheiden, wie dringend Du Hilfe benötigst. Es kann aber auch Dein Hausarzt sein, der einschätzen kann, welche nächsten Schritte für Dich die richtigen sind.

Wenn es Deine aktuelle Situation erlaubt, kann es sehr hilfreich sein, zu hinterfragen, was genau Dich so belastet. In vielen Fällen ist es nicht das Arbeitsaufkommen allein, sondern sind es unerfüllbare Vorgaben, große Verantwortung, Zeitdruck, schlechtes Betriebsklima und Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen, um nur einige Stressoren zu nennen. Auch die Angst um den Arbeitsplatz, die Du ja auch ansprichst, gehört oft dazu.

Genauso, wie es sehr viele Ursachen für einen Burnout gibt, gibt es auch viele Lösungswege wieder hinaus. Manchmal helfen Veränderungen im bestehenden Arbeitsverhältnis oder ein Arbeitgeberwechsel, die Situation zu entschärfen. Sobald Du stabil genug bist, um zu reflektieren, was genau Dich stresst, kannst Du das Gespräch mit Deinem Vorgesetzten suchen. Vorgesetzte haben eine Sorgfaltspflicht ihren Angestellten gegenüber und dazu gehört, dass der Arbeitsplatz so gestaltet werden muss, dass er nicht krank macht. Häufig schämen wir uns für unsere Schwäche und fühlen uns zu wenig belastbar. Doch damit erhöhen wir den Druck auf uns selbst noch mehr. Oft ist es der eigene Leistungsanspruch, der uns in Situationen hinein manövriert, die uns überfordern. Hier gilt: Es ist okay, nicht okay zu sein! Helfen kann es, in diesem Gespräch darüber zu sprechen, was aus Deiner Sicht passieren sollte, damit Du wieder mit Freude effektiv arbeiten kannst. So wird das Gespräch konstruktiv zukunftsorientiert und nicht anklagend retrospektiv. Ein guter Arbeitgeber wird sich Zeit nehmen, um mit Dir nach Lösungen zu suchen. Du hast den ersten Schritt gemacht und Dich jemandem geöffnet, jetzt kannst Du Unterstützung und Veränderung einfordern und den Weg aus der Krise herausfinden. Dafür wünsche ich Dir von Herzen alles Gute!

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EVA (Engagiert Veterinärmedizinisch Arbeiten) steht für eine Tierärztin, die seit mehr als zwei Jahrzehnten als Führungskraft und Coach in der Veterinärbranche arbeitet. In Der Praktische Tierarzt beantwortet Sie Ihre Fragen.

Sie sind Tierärztin oder Tierarzt und haben ein Problem, das Sie im Arbeitsalltag belastet? Dann fragen Sie EVA. Schicken Sie Ihre Fragen an: DerPraktischeTierarzt@Schluetersche.de

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