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Regelmäßige Gewichtskontrollen sind das Um und Auf bei der Ernährungsberatung.
Foto: L. Klose-Bergmann (TIERplus)
Regelmäßige Gewichtskontrollen sind das Um und Auf bei der Ernährungsberatung.

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Chronischer Durchfall beim Hund aus diätetischer Sicht

Fütterungsfehler können Durchfall verursachen, während korrekte Diäten dem Hund Linderung oder sogar Heilung bringen.

Chronische Verdauungsbeschwerden gehören zu den häufigsten Gründen, warum Hunde in der Kleintierpraxis vorgestellt werden. Neben Parasiten, Infektionen, Futtermittelallergie und Inflamma­tory Bowel Disease (IBD) sind Fütterungsfehler und falsch verstandene Diäten häufige Ursachen von chronischem Durchfall. Andererseits kann eine korrekte Diät die Beschwerden oft wesentlich mildern oder sogar beseitigen.

Anamnese

Da viele betroffene Hundehalterinnen und -halter schon unterschiedlichstes Futter ausprobiert haben, bevor sie in die Ordination kommen, ist eine sorgfältige Anamnese und Beurteilung der Futtermittel nötig, denn Empfehlungen von „Dr. Google“ sind oft irreführend und können das Problem sogar verschlimmern.

Wie stark sind die Beschwerden?


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Als chronisch gilt eine Erkrankung, die drei Wochen oder länger besteht. Häufig ergibt die Kranken­geschichte jedoch, dass schon wesentlich länger, oft schon seit der Übernahme des Tieres, Beschwerden bestehen. Treten diese in Episoden auf, besteht für die Hundehalterinnen und -halter nicht immer ein Zusammenhang. Weitere Symptome, die mit chronischem Durchfall einhergehen können, sind: Bauchschmerzen, Blähungen, Erbrechen (bei Dünndarmerkrankungen), Dehydratation, Gewichtsverlust, schlechte Fellqualität, Mattigkeit und Wesensveränderungen (Gereiztheit, Aggressivität oder Zurückgezogenheit).

Der Leidensdruck der Besitzer steht dabei nicht immer mit der Schwere der Symptome in Zusammenhang. Während manche bereits sehr besorgt sind, wenn ihr Hund nur gelegentlich (einmal pro Woche oder seltener) etwas weicheren Kot hat, nehmen andere selbst häufigere Symptome nicht als solche wahr (z. B. wenn der Hund jederzeit in den Garten laufen kann und dort Kot absetzt). Chronischer Durchfall kann allerdings eine enorme Belastung für die Mensch-Tier-Beziehung und die Lebensqualität darstellen, beispielsweise wenn ein Hund über Monate und Jahre mehrmals in der Nacht „hinaus“ muss und die ganze Familie deswegen nicht durchschlafen kann.

Was wurde bisher unternommen?

Erfragt werden müssen auch bisherige diagnostische und therapeutische Maßnahmen (Abb. 1). Verzweifelte Hundehaltende haben oft schon verschiedene Praxen und Kliniken besucht und machen manchmal leider auch von unseriösen Angeboten, oft auch aus dem Internet, Gebrauch. Immer wieder werden unter der Bezeichnung „Allergietests“ und „Darmfloraanalysen“ auch Tests mit unwissenschaftlichen oder nicht auf den Hund ausgelegten Methoden und Parametern angeboten.

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Abb. 1: Für eine ausführliche Anamnese ist unbedingt genug Zeit einzuplanen. Hilfreich ist ein Vorgehen anhand von Checklisten.
Foto: L. Klose-Bergmann (TIERplus)
Abb. 1: Für eine ausführliche Anamnese ist unbedingt genug Zeit einzuplanen. Hilfreich ist ein Vorgehen anhand von Checklisten.

Parasitologische Kotuntersuchung

Die Frage nach der bisher durchgeführten Entwurmung sollte unbedingt auch das „Womit?“ enthalten, denn es gibt eine Reihe wirkungsloser Hausmittel und Produkttipps im Internet: Das reicht von Kokosflocken über Kräutermischungen bis zu Knoblauch, für die mit einer Wirkung gegen Parasiten geworben wird.

Trotz regelmäßiger Entwurmung macht eine parasitologische Kotuntersuchung Sinn, da Resistenzen vorkommen können. Es sei hier auch nochmals betont, dass ein negativer parasitologischer Kotbefund kein 100-prozentiger Beweis dafür ist, dass kein Parasitenbefall vorliegt. Nicht allen Hundebesitzerinnen und -besitzern scheint das klar zu sein. Oder sie vertrauen „Dr. Google“, wo sie lesen, dass eine regelmäßige Entwurmung nicht notwendig oder sogar schädlich sei, und haben Angst vor „zu viel Chemie“, gerade wenn der Hund Magen-Darm-Beschwerden hat oder „empfindlich“ ist. Das Gerücht, dass Antiparasitika „die Darmflora schädigen“, kann ebenfalls widerlegt werden, da diese ja nicht gegen Mikroorganismen wirken. Das zeigt auch die Studie von Fujishiro et al. (2020), die keine signifikanten Unterschiede im Dysbiosis-Index von Hunden während und nach Fenbendazol-Behandlung fand.

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Fütterungsanamnese

Ganz wichtig ist eine ausführliche Fütterungsanamnese. Fast immer haben die Tierhaltenden schon verschiedene Futter ausprobiert – nicht immer nach Rücksprache mit Tierarzt oder Tierärztin und daher nicht mit System. Vieles, was im Zoohandel als „besonders hochwertig“ angeboten wird, ist es nicht – und vor allem bei Erkrankungen nicht förderlich oder sogar kontraproduktiv.

Begriffe wie „sensitiv“ oder „sensibel“ sind nicht gesetzlich geschützt und bedeuten daher nicht zwangsläufig eine bessere Qualität oder Verdaulichkeit. Wird ein Produkt mit einer „hohen Verdaulichkeit“ beworben, so müsste diese nachgewiesen sein, worüber Kundinnen und Kunden aber meist keine Auskunft bekommen. Auch Bezeichnungen wie „hypoallergen“, „anallergen“ oder „für Allergiker geeignet“ sind nicht geschützt oder klar definiert. Meist handelt es sich um Single-Protein-Futter, also mit nur einer Fleischsorte. Doch das alleine garantiert weder besonders hohe Verdaulichkeit noch gute Verträglichkeit. Wegen all dieser verwirrenden Begriffe sollte ganz genau hinterfragt werde, was für wie lange gefüttert wurde und wie eine eventuell bereits durchgeführte „Ausschlussdiät“ tatsächlich aussah. Dabei dürfen Leckerli und Kausnacks nicht vergessen werden (Abb. 2).

Auch BARF (biologisch-artgerechte Rohfütterung) wurde oft schon von den Hundebesitzern versucht, da im Internet als „einzige richtige Hundeernährung“ und „Heilung bei allen Beschwerden“ angepriesen. Dabei sind BARF-Rationen eiweiß- und fettreich und daher bei Magen-Darm-Erkrankungen fast nie geeignet. Auch „echte Ausschlussdiäten“ sind sie meist nicht, da eine Vielzahl von Zutaten verwendet wird. Dazu kommt das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern auf Mensch und Tier und die Verletzungsgefahr durch Knochen.

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Abb. 2: Auch die Zusammensetzung von Snacks und Leckerlis müssen bei einer Diät berücksichtigt werden.
Foto: L. Klose-Bergmann (TIERplus)
Abb. 2: Auch die Zusammensetzung von Snacks und Leckerlis müssen bei einer Diät berücksichtigt werden.

Die Verdaulichkeit – was bedeutet „hochverdaulich“?

Bei Magen-Darm-Beschwerden und -Erkrankungen wird generell empfohlen, „hochverdaulich“ zu füttern. Der Begriff „Verdaulichkeit“ beschreibt jenen Anteil des Futters, der absorbiert wird, in Prozent. Ein Futter mit 90 Prozent Verdaulichkeit wird also zu 90 Prozent verdaut und 10 Prozent werden als Kot ausgeschieden. Das bedeutet auch, je höher die Verdaulichkeit, desto geringer ist die Kotmenge und vice versa. Dabei können numerisch geringe Unterschiede für den Besitzer deutliche Auswirkungen haben – eine 10 Prozent geringere Verdaulichkeit ergibt eine doppelt so große Kotmenge und oft auch eine höhere Kotabsatzfrequenz.

Eine hohe Verdaulichkeit haben: Muskelfleisch, Herz, Leber, Eier, Milchprodukte, erhitzte Stärke, gedünstetes Gemüse und generell ballaststoffarme Kost.

Eine geringe Verdaulichkeit haben: Knochen, Knorpel und Bindegewebe, außerdem rohe Stärke und rohes Gemüse.

Die Verdaulichkeit von Fertigfutter beträgt rund 85 bis 90 Prozent und wird im Wesentlichen vom Ballaststoffgehalt (Rohfaser – vor allem bei Diätfutter zum Abnehmen) und dem Bindegewebsanteil beeinflusst. Besonders Nassfutter enthält häufig deutlich mehr Protein, als ein Hund eigentlich benötigt, da­runter oft schlecht verdauliche Neben­erzeugnisse wie Lunge, Schlund, Kehlkopf oder Euter (Tab. 1). Das ist der Grund, warum manche Hunde auf Nassfutter mit Durchfall reagieren und Trockenfutter oder Hausgemachtes besser vertragen.

Die Verdaulichkeit kann nur in einem Tierversuch zuverlässig gemessen werden. Enthält die Deklaration des Futtermittels keine genauen Informationen über die Zutaten („Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“), kann man die Verdaulichkeit nicht abschätzen (bzw. nur an der Kotkonsistenz des Hundes).

Diätfuttermittel

Die „echten“ Diätfuttermittel sind gesetzlich definiert in der EU VO 2020/354 (PARNUTS: particular nutritional purposes); dort sind die Gehalte an Rohfaser sowie die Verdaulichkeit definiert. Doch auch innerhalb der gesetzlichen Grenzen gibt es Qualitätsunterschiede zwischen Diätfuttern namhafter Hersteller, die über tierärztliche Ordinationen vertrieben werden, und Diätfuttern aus dem Zoofachhandel (meist deren Eigenmarken). Gut zu wissen ist, dass nur große Hersteller Forschungsabteilungen mit eigenen Labors, um die Qualität der Rohwaren und der fertigen Produkte zu testen, und die Möglichkeit, klinische Versuche durchzuführen, haben. Auch diese Tatsachen erklären die Preisunterschiede zwischen „Premium“-Diätfutter aus der tierärztlichen Praxis und dem übrigen Angebot.

Chronischer Dünndarmdurchfall (Inflammatory Bowel Disease, IBD)

Ursachen von chronischem Dünndarmdurchfall können sein: Parasiten, Futtermittelallergie, Änderungen in der Zusammensetzung des Mikrobioms durch unverdaute Nährstoffe, z. B. bei endokriner Pankreasinsuffizienz. Dadurch kommt es zu Malabsorption und in Folge zu Gewichtsabnahme und weiterer Verschiebung des Mikrobioms, Zerstörung der Schleimschicht und der Bürstensaumenzyme, Entzündung der Darmwand und dadurch zu noch schlechterer Verdauung: Ein Teufelskreis entsteht.

Typische Symptome sind wässriger Durchfall, Inappetenz, Erbrechen, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust. Im Blut sind meist Vitamin B₁₂ erniedrigt und Folsäure erhöht.

Bakteriologische Kotuntersuchung

Auch wenn bei Durchfall eine bakteriologische Untersuchung (BU) des Kotes naheliegt und von vielen Halterinnen und Haltern gefordert wird, muss man sich in der Ordination immer überlegen, welche Aussage man erwartet: Eine „klassische BU“ (mittels Plattenkulturverfahren) erlaubt nur die Anzucht eines winzigen Bruchteils des Mikrobioms. Sie ist daher nur sinnvoll zum Nachweis (oder Ausschluss) spezifischer Pathogene mittels spezieller Verfahren, wie Salmonellen oder Campylobacter jejuni, welche zoonotisches Potenzial haben. Eine BU ist nicht geeignet, um nach unbekannten Bakterien zu suchen oder das Mikrobiom darzustellen. Sehr häufige Ergebnisse der Kot-BU wie ein erhöhter Gehalt an E. coli, Clostridien oder Klebsiellen sind absolut ohne Aussagekraft (siehe beispielsweise Werner et al. 2021) und geben keinesfalls Anlass für eine Antibiotikagabe. Nach wie vor ist es leider gängige Praxis, dass bei Durchfall Antibiotika verabreicht werden. Wie schon in früheren Studien gezeigt (Unterer et al. 2011) und aktuell bestätigt (Werner et al. 2020), haben Antibiotika keinen Einfluss auf den Verlauf von akutem Durchfall – auch nicht bei blutigem Durchfall. Eine Antibiose fördert hingegen die Bildung von Resistenzen.

Auch wenn es die Definition „antibiotic responsive IBD” gibt, sollten die anderen Behandlungsmöglichkeiten – allen voran natürlich Diät – bevorzugt werden. Aktuellen Zahlen zufolge (Volkmann et al. 2017) sprechen über 60 Prozent der Hunde mit chronischen entzündlichen Darmerkrankungen auf Diät an. Die anderen benötigen meist Immunsuppressiva, nur 11 Prozent sprechen dauerhaft auf Antibiotika an.

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Diätetische Maßnahmen

Die erste Wahl bei IBD sind hochverdauliche Magen-Darm-Diäten, sofern diese noch nicht versucht wurden (was in erstaunlich vielen Fällen zutrifft). Sind eher der Magen und der vordere Dünndarm betroffen, empfiehlt sich die fettarme Variante. Sollte das schon vergeblich versucht oder aus anderen Gründen ausgeschlossen sein (z. B. weil schon eine Unverträglichkeit bekannt ist oder der Hund sie verweigert), sind die hydrolysierten Diäten gut geeignet. Auch wenn keine Allergie vorliegt, werden diese Diäten oft gut vertragen, da sie hochverdaulich sind. Auch hier ist auf den Fettgehalt zu achten – gerade bei den Trockenfuttern gibt es große Unterschiede (zwischen 10 und 19 Prozent Fettgehalt). Auch wenn die hydrolysierten Diätfutter eigentlich keine Reaktion auslösen sollten und es daher egal sein sollte, welchen Hersteller man wählt, hat es sich in der Praxis doch gezeigt, dass die Verträglichkeit unterschiedlich sein kann (und die Akzeptanz natürlich auch), sodass ein Wechsel durchaus hilfreich sein kann.

Eine hausgemachte Ausschlussdiät kommt natürlich auch infrage (Tab. 2). Sie hat die Vorteile, dass die Zutaten sehr hochwertig gewählt und frei kombiniert werden können, sodass einzelne Eiweiß- und Kohlenhydratquellen unabhängig voneinander versucht werden können.

„Klassisches BARF“ ist nicht günstig, da es zu eiweiß- und fettreich ist (Abb. 3a+b). Stattdessen sollten Fleisch und gekochte Kohlenhydrate etwa im Verhältnis 50 : 50 stehen. Das Fleisch sollte unbedingt erhitzt werden, um Krankheitserreger abzutöten!

Eine Alternative zu gekochtem Fleisch sind Fleischdosen. Diese dürfen aber wirklich nur Muskelfleisch enthalten, keine Innereien oder Neben­erzeugnisse. Statt Fleisch können auch Milchprodukte, Eier und Soja versucht werden. Möchten die Tierhaltenden das hausgemachte Futter beibehalten, müssen auf Dauer Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente ergänzt werden. Das gelingt einfach und sicher mit einem kompletten Mineralfutter. Dieses gibt es bereits für Allergiker, d. h. ohne tierische Bestandteile, Geschmacksstoffe oder Hefe.

Welpen

Ein besonderer Fall sind Welpen. Da diese sich im Wachstum befinden, können sie – anders als erwachsene Hunde – nicht für acht Wochen eine Ausschlussdiät ohne Ergänzungen bekommen (Abb. 4). Das würde zu Mangelerscheinungen führen. Deswegen sollten bei einer Ausschlussdiät für Welpen zumindest Kalzium und Phosphor ergänzt werden, am besten mit mineralischem Dikalziumphosphat.

Es gibt bereits Magen-Darm-Diätfutter für Hunde im Wachstum. Ob die hydrolysierten Diäten geeignet sind, muss von Fall zu Fall überprüft werden. Kalzium und Phosphor können leicht ergänzt werden. Fehlt es an Eiweiß, können Topfen oder Hüttenkäse (auch von Schaf oder Ziege) oder Eiweiß oder Sojagranulat versucht werden.

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Abb. 4: Da Welpen sich im Wachstum befinden, können sie – anders als erwachsene Hunde – bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht für acht Wochen eine Ausschlussdiät ohne Ergänzungen bekommen.
Foto: Dogs - stock.adobe.com
Abb. 4: Da Welpen sich im Wachstum befinden, können sie – anders als erwachsene Hunde – bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht für acht Wochen eine Ausschlussdiät ohne Ergänzungen bekommen.

Chronischer Dickdarmdurchfall, Kolitis

Symptome wie wechselnde Kotkonsistenz (manchmal sogar im Verlauf eines Tages), häufiger Kot­absatz, cremiger, heller Kot, oft mit Beimengungen von Schleim oder frischem Blut, deuten auf eine Kolitis (Abb. 5). Sie kann begleitet sein von Tenesmus, Blähungen und Bauchschmerzen mit deutlichem Unwohlsein. Manche Hunde haben hingegen ein völlig ungestörtes Allgemeinbefinden.

Ursachen einer Kolitis können Parasiten, schlecht verdauliches oder ungewohntes Futter, Futtermittelallergie oder Stress sein. Eine Ausnahme stellt die Boxer-Kolitis dar, die eine eindeutige Ursache hat (intrazelluläre E. coli), die mittels Biopsie diagnostiziert und mit passenden Antibiotika behandelt werden kann.

Eine Kombination aus Kolitis und Gastritis findet man häufig bei sehr hektischen oder sensiblen Typen und Rassen (wie Jagdhunden, Australian Shepherd und Border Collie, Pudelkreuzungen) oder Hunden aus dem Tierschutz. Typisch dafür sind eine feste Kotkonsistenz morgens und eine Verschlechterung im Laufe des Tages, da sowohl Futteraufnahme als auch Stresshormone die Peristaltik anregen.

Auch bei Kolitis muss das Futter hochverdaulich sein, um Fehlgärungen zu vermeiden und die Darmflora zu stabilisieren. Dazu eignen sich Magen-Darm-Diäten, am besten mit hohem Rohfasergehalt, oder selbst zubereitetes Futter.

Als zusätzliche Ballaststoffe haben sich Flohsamenschalen, Kleie, Grünmehl oder Zellulose bewährt: einschleichen mit einer Messerspitze pro Mahlzeit für kleine Hunde, einem halben Teelöffel für größere Hunde, und alle paar Tage steigern. Ziel ist eine Dosis von 0,5–1 g/kg, am besten nach Wirkung. Eine Überdosis führt nicht zu Verstopfung, wie manche Tierhalter befürchten, sondern wiederum zu weichem Kot.

Zellulose hat die Vorteile, dass sie absolut geruch- und geschmacklos und anallergen ist und vor dem Verfüttern nicht eingeweicht werden muss, sondern einfach ins Futter gemischt wird. Bei Fütterung von Trockenfutter kann die Zellulose in etwas Wasser oder Joghurt gerührt werden.

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Abb. 5: Weicher, schleimiger Kot, typisch für Kolitis
Foto: Stefanie Handl - Futterambulanz
Abb. 5: Weicher, schleimiger Kot, typisch für Kolitis

Ernährung bei Giardienbefall

In diesem Zusammenhang soll auch mit dem Mythos aufgeräumt werden, dass Hunde mit Giardienbefall wenig oder keine Kohlenhydrate bekommen sollen. Hierzu gibt es weder Studien noch eine logische Erklärung. Giardien sind zwar einzellige Lebe­wesen, die Energie aus Glukose gewinnen, aber es ist nicht möglich, sie gezielt „auszuhungern“ – und eine Fütterung komplett ohne Kohlenhydrate ist nicht möglich. Kohlenhydratarme Rationen sind eiweiß- und fettreich, was beides bei Durchfall nicht ratsam ist. Es wird daher empfohlen, hochverdauliche Schonkost zu füttern wie hausgemachte oder kommer­zielle Magen-Darm-Diätfutter.

Fazit

Bei der Aufarbeitung von Patienten mit chronischem Durchfall sind diätetische Maßnahmen unbedingt notwendig. Häufig finden sich in der Anamnese Futter, Leckerli oder Fütterungspraktiken, die nicht günstig oder sogar kontraproduktiv sind. Eine angepasste, konsequente Diät kann häufig die Beschwerden lindern und die Lebensqualität von Hund sowie Herrchen und Frauchen verbessern.

Literatur

Fujishiro MA, Lidbury JA, Pilla R, Steiner JM, Lappin MR, Suchodolski JS (2020): Evaluation of the effects of anthelmintic administration on the fecal microbiome of healthy dogs with and without subclinical Giardia spp. and Cryptosporidium canis infections. PLoS ONE 15(2): e0228145. DOI: org/10.1371/journal.pone.0228145.
Unterer S, Strohmeyer K, Kruse BD, Sauter-Louis C, Hartmann K (2011): Treatment of aseptic dogs with hemorrhagic gastroenteritis with amoxicillin/clavulanic acid: a prospective blinded study. J Vet Intern Med. 25 (5): 973–9.
Verordnung (EU) 2020/354 der Kommission vom 4. März 2020 zur Erstellung eines Verzeichnisses der vorgesehenen Verwendungen von Futtermitteln für besondere Ernährungszwecke und zur Aufhebung der Richtlinie 2008/38/EG. http://data.europa.eu/eli/reg/2020/354/oj. 
Volkmann M, Steiner JM, Fosgate GT, Zentek J, Hartmann S, Kohn B (2017): Chronic Diarrhea in Dogs – Retrospective Study in 136 Cases. J Vet Intern Med 31: 1043–1055.
Werner M, Suchodolski JS, Straubinger RK, Wolf G, Steiner JM, Lidbury JA, Neuerer F, Hartmann K, Unterer S (2020): Effect of amoxicillin-clavulanic acid on clinical scores, intestinal microbiome, and amoxicillin-resistant Escherichia coli in dogs with uncomplicated acute diarrhea. J Vet Intern Med. 34: 1166–1176.
Werner M, Suchodolski JS, Lidbury JA, Steiner JM, Hartmann K, Unterer S (2021): Diagnostic value of fecal cultures in dogs with chronic diarrhea. J Vet Intern Med. 35: 199–208.

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