In der Natur besitzen Kaninchen enorm viele Fressfeinde. Ihr Fluchtverhalten ist entsprechend stark ausgeprägt. Man geht davon aus, dass dies dazu führt, dass Kaninchen deutlich häufiger im Rahmen von Anästhesien versterben. Alleine die Fixierung bedeutet für diese Tiere einen enormen Stress. Eine Verbesserung dieser Situation könnte durch medikamentöse Sedierung der Kaninchen vor der Anästhesieeinleitung erreicht werden. Diesen Ansatz versuchten Nordamerikanische Forscher kürzlich mit einer Studie weiter voranzubringen.
Verlässliche Sedierung in kurzer Zeit
Da die üblicherweise bei Hund und Katze eingesetzten Sedativa beim Kaninchen häufig mit Nebenwirkungen einhergehen, entwickelten sie ein Protokoll basierend auf dem Wirkstoff Alfaxalon in einer Dosierung von 4 mg pro kg Körpergewicht. Alfaxolon verabreichten sie entweder alleine oder in Kombination mit Buprenorphin beziehungsweise Hydromorphon. In jedem Fall konnten die Medikamente mit einer einzigen intramuskulären Injektion verabreicht werden. Als Versuchstiere dienten 24 männliche Kaninchen, welche einer Kastration unterzogen wurden. In jedem Fall führte die Injektion innerhalb von zehn Minuten zu einer verlässlichen Sedierung, welche das Legen eines intravenösen Zugangs bei minimaler Fixierung ermöglichte.
Kombination mit Analgetikum empfehlenswert
Keinen Einfluss auf die Sedierung schien die Kombination mit dem Opioid zu besitzen. Hinsichtlich der postoperativen Schmerzhaftigkeit zeigte sich jedoch ein positiver Effekt des Hydromorphons mit deutlich geringeren Schmerzanzeichen in der entsprechenden Patientengruppe. Als zentrale Frage bleibt offen, wie lange eine Sedierung mit Alfaxalon beim Kaninchen anhält. Dies konnte die vorliegende Studie nicht klären. Von diesem Faktor wird der tatsächliche Nutzen des entwickelten Protokolls für den Kleintierpraktiker maßgeblich abhängen.
Originalpublikation
Costa RS, Ciotti-McClallen M, Tilley R, Perry S, Maki L, Starks D, Stein AB (2023): Intramuscular alfaxalone with or without buprenorphine or hydromorphone provides sedation with minimal adverse effects in healthy rabbits (Oryctolagus cuniculus) in a randomized blinded controlled trial. J Am Vet Med Assoc 261: 223–228. doi.org/10.2460/javma.22.10.0463.