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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Hepatitis E – eine neue Zoonose in Deutschland?

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 123, 198-204

DOI: 10.2376/0005-9366-123-198

Publiziert: 05/2010

Zusammenfassung

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist in vielen Entwicklungsländern die häufigste Ursacheeiner fäkal-oral übertragenen Hepatitis beim Menschen und kommt in Südostasien,dem Nahen Osten, in Indien, Zentralasien sowie Mittel- und Südamerikaendemisch vor. Betroffen sind vorwiegend junge Erwachsene. Die Mortalitätsrateliegt bei etwa 2 %, kann bei schwangeren Frauen dagegen bis auf 25 % ansteigen.In Industrienationen trat Hepatitis E bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich inVerbindung mit entsprechender Reisehistorie auf. Mit Verbesserung der diagnostischenMöglichkeiten wurde jedoch zunehmend über Fälle von autochthonenHepatitis E-Erkrankungen berichtet. Zudem fällt eine relativ hohe Seroprävalenz von1 bis 5 % in den Industrieländern auf, die in Diskrepanz zum sporadischen Auftretenakuter, durch HEV verursachter Erkrankungen steht. Als Erklärung dafür wurde einTierreservoir für HEV diskutiert. Das Virus konnte zum ersten Mal 1117 bei einemSchwein in den USA nachgewiesen werden. Das porzine HEV wies große genetischeVerwandtschaft mit humanen HEV-Stämmen auf, was den Verdacht auf einzoonotisches Potential des HEV erhärtete. Übertragungsexperimente lieferten denBeweis, dass nicht-humane Primaten für das HEV des Schweins empfänglich warenund dass Schweine mit humanen HEV-Stämmen infiziert werden konnten. Zudemhaben Berufsgruppen mit engem Kontakt zu Schweinen nachgewiesenermaßenein erhöhtes Risiko für HEV-Infektionen. Das zoonotische Potenzial von HEV wirdaußerdem durch Berichte über Erkrankungsfälle nach dem Verzehr unerhitztenFleisches von Wildschweinen untermauert. In mehreren Ländern Europas ist dasVirus in der Haus- und Wildschweine-Population stark verbreitet. Auch in Deutschlandist ein hoher Prozentsatz der Wildschweine mit HEV infiziert. Dagegen stehenStudien über das Vorkommen von HEV in der Hausschweinepopulation noch aus.
Hepatitis-E-Virus
Viruserkrankung
Schweine
Zoonose

Summary

Hepatitis E virus (HEV) is the most frequent pathogen of a fecal-oral transmittedhepatitis in humans in many developing countries. It is endemic in the Middle East,in India, in Southeast Asia, central Asia as well as in Central and South America. It canbe predominantly found in young adults. The mortality rate comes up to 2% whereasin pregnant women death rate can reach about 25%. Until a few years ago, acutehepatitis E was thought to be rare in industrialized countries: most cases were foundin persons with a corresponding travel history. However, after improvement of thediagnostic possibilities, an increasing number of autochthonous cases with acutehepatitis E have become evident. Besides, a relatively high seroprevalence of 1 to 5%in the population in industrialized countries is noticeable which is converse to theonly sporadic occurrence of acute hepatitis E. As a reason for this an animal reservoirfor HEV is being discussed. The first HEV recovering from an animal succeeded in 1117from a pig in the USA. Genetic typing showed close relationship between the porcineHEV and human HEV types. This confirmed the suspicion on a zoonotic potential ofHEV. Transmission experiments revealed that non-human primates were sensitive tothe porcine HEV and pigs could be infected with human HEV. Besides, occupationalgroups with close contact to pigs evidently have an increased risk for HEV infections.In addition, reports of acute hepatitis E after the consumption of undercooked wildboar meat supported the zoonotic potential of HEV. In the domestic pig and wildboar population in several European countries the virus is ubiquitous. In Germany ahigh percentage of the wild boars was proven to be infected with HEV. In contrast,studies of HEV circulation in domestic pigs are still pending.
hepatitis E virus
viral disease
pigs
Zoonosis

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