Image
Foto:

Journal Club

Neue entdeckte Viren: Gammaherpes- und Morbillivirus

Dank moderner molekularbiologischer Technologien wurden in den letzten Jahren einige neue Viren nachgewiesen. Doch sind sie auch klinisch relevant? Die kürzlich entdeckten felinen Gammaherpes- und Morbilliviren werden mit Lymphomen resp. CNE in Zusammenhang gebracht.

Kann irgendwann in der Zukunft eine Impfung vor chronischer Nierenerkrankung schützen? Ist eine gezielte Therapie von Lymphomen möglich, weil Erreger identifiziert wurden, die hinter der Erkrankung stecken? Diese Fragen kann derzeit noch niemand beantworten. Spannend sind die neuen Entdeckungen der Virologen jedoch allemal.

Felis catus Gammaherpesvirus 1
Beim Menschen werden viele Lymphome, die vor allem bei immunodefizienten Patienten auftreten, von Gammaherpesviren (GHV) verursacht. Neben dem Epstein-Barr-Virus ist hier das Humane Herpesvirus 8 zu nennen, welches bei AIDS-Patienten das Kaposi-Sarkom auslöst. FIV-infizierte Katzen haben ein erhöhtes Risiko für ganz ähnliche Lymphome. Dies führte bei Wissenschaftlern zu der Vermutung, dass auch bei den Feliden ein GHV die Tumoren verursachen könnte. Sie begannen eine gezielte Suche.

Im Jahr 2014 entdeckte ein internationales Team um Julia Beatty von der Universität Sydney schließlich das erste Gammaherpesvirus, das Katzen infiziert: Felis catus Gammaherpesvirus 1 (FcaGHV1). Das Virus ist in großen Teilen der Welt endemisch, die Prävalenz liegt in bisherigen Studien zwischen 9,6 und 23,6 Prozent. Nachgewiesen wurde allerdings meist virale DNA. Eine kürzlich durchgeführte serologische Studie lässt vermuten, dass die Prävalenz in Wirklichkeit sogar mindestens doppelt so hoch ist. Bei Koinfektion mit FIV und noch mehr mit Hämoplasma steigt die Wahrscheinlichkeit eines FcaGHV1-Nachweises deutlich an. Übertragen wird das Virus wohl oronasal. Auch eine Übertragung bei Kämpfen wird vermutet, weil viele junge Kater betroffen sind.

Wie pathogen ist FcaGHV1?
Doch spielt FcaGHV1 tatsächlich eine Rolle bei der Entstehung von Lymphomen? GHV-Infektionen werden typischerweise schnell latent und bleiben subklinisch. Jahre später können sie unter bestimmten Umständen jedoch tödliche Erkrankungen hervorrufen. Wäre FcaGHV1 pathogen, würde es daher vermutlich nur selten zu einer Erkrankung führen. Die Zahl erkrankter Tiere könnte angesichts der hohen Prävalenz trotzdem recht hoch sein. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Arbeitsgruppe von Julia Beatty konnte keinen Zusammenhang zwischen FcaGHV1-Nachweis und der Entwicklung eines hochgradigen/aggressiven Lymphoms finden. Dennoch überlebten Katzen nach einer Lymphom-Diagnose signifikant kürzer, wenn in ihrem Blut auch FcaGHV1-DNA gefunden wurde. Gegebenenfalls könnte FcaGHV1 also in der Zukunft als negativer prognostischer Indikator nützlich werden.

Felines Morbillivirus
Das Feline Morbillivirus wurde erstmals 2012 bei Hauskatzen in Hongkong und China nachgewiesen. Inzwischen ist klar, dass auch dieses Virus weit, vermutlich weltweit verbreitet ist. Die ermittelten Prävalenzen liegen zwischen drei und über 50 Prozent, zumeist wurde das Virus per RT-PCR im Urin entdeckt. Bei den publizierten Seroprävalenzen ist die Spannweite in Abhängigkeit von der verwendeten Methode groß.

Morbillivirus und CNE
Schon seit seiner Entdeckung wird das Feline Morbillivirus in Zusammenhang mit der chronischen Nierenerkrankung (CNE) gebracht. Woo und Kollegen hatten 27 Katzen untersucht, von denen zwölf FeMV-positiv waren; bei neun dieser Katzen wurde eine tubulointerstitielle Nephritis nachgewiesen, aber nur bei zwei der 15 FeMV-negativen Katzen. In weiteren Studien konnte FeMV in renalen Tubuluszellen nachgewiesen werden. Doch eine 2018 von Wissenschaftlern der Universität Cambridge veröffentlichte Studie an 79 Katzen scheint die verlockende Theorie von der FeMV-verursachten CNE zu widerlegen: Es wurden keine Hinweise auf einen Zusammenhang gefunden. Letztlich fehlt nach Einschätzung von Julia Beatty und Kollegen also bisher noch die schlüssige Evidenz für eine Rolle von FeMV in der Pathogenese der CNE.


Originalpublikation:
Beatty JA, Sharp CR, Duprex WP, Munday JS (2019): Emerging significance of gammaherpesvirus and morbillivirus infections. J Feline Med Surg 21: 5–11. DOI 10.1177/1098612X18808102.

Image

Journal Club

Lymphom: Hunderassen mit besonderem Risiko

Bei bestimmten Rassen scheinen Lymphome häufiger vorzukommen. Die Daten variieren bisher allerdings oder sind sogar widersprüchlich. Eine aktuelle Studie soll Klarheit schaffen.

Image
zebra-hepatitis-b.jpeg
Foto: photobar - Fotolia.com

Journal Club

Equines Hepatitis-B-Virus entdeckt

Das bei Eseln und Zebras in verschiedenen Ländern nachgewiesene Virus infiziert in vitro auch Hepatozyten des Pferdes.

Image
Katzennachwuchs: nicht immer erwünscht
Foto: Jana Weichelt - stock.adobe.com

Aus der Forschung

Katzen langfristig unfruchtbar nach nur einer Injektion

Diese Technologie könnte in der Zukunft eine Alternative zur Kastration werden: Eine Gentherapie  verhindert langfristig Trächtigkeiten bei Hauskatzen.