Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 124, 36-47
DOI: 10.2376/0005-9366-124-36
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2011
Publiziert: 01/2011
Zusammenfassung
Virale hämorrhagische Erkrankungen haben trotz unterschiedlicher Ätiologieeinige Gemeinsamkeiten, die sich insbesondere in der Pathogenese widerspiegeln.Kennzeichen sind z. B. das Vorkommen einer Thrombozytopenie, dasAuftreten von Petechien und einer erhöhten vaskulären Permeabilität. VieleLäsionen scheinen weniger die Folge direkter Zellschädigungen zu sein, sonderneher über zytokinvermittelte Vorgänge zu entstehen. Dabei kommt infiziertenMakrophagenpopulationen und Monozyten eine große Bedeutung zu.Die unkontrollierte Zytokinaktivierung scheint die Symptome der Erkrankungzu verstärken, sodass Hämorrhagien in zahlreichen Organen entstehen. DieErreger, die diese Art der Erkrankungen verursachen, sind durchweg behüllteRNA-Viren. In den meisten Fällen werden sie über Nager oder Arthropoden(Arboviren) von ihren Wirtstieren auf Menschen übertragen. Aufgrund derSymptomatik kann man auch die akut-letale Verlaufsform der KlassischenSchweinepest (KSP) zu den viralen hämorrhagischen Erkrankungen zählen.Das Virus der KSP ist ein RNA-Virus aus der Familie Flaviviridae, das nur beiVertretern der Familie Suidae eine Erkrankung hervorruft. Die Schweinepest isteine hoch ansteckende und daher anzeigepflichtige Tierseuche. Im Gegensatzzu den anderen viralen hämorrhagischen Erkrankungen erfolgt die Übertragunginnerhalb eines Bestandes hauptsächlich oronasal direkt von Tier zu Tieroder aber durch Kontakt mit kontaminiertem Material (Sperma, Speiseabfälle,Gegenstände wie Stiefel, Kleidung). Die vorliegende Übersicht soll einerseits dieAnalogien klassischer Vertreter viraler hämorrhagischer Fieber aufzeigen, undandererseits die bisher bekannten Aspekte der Pathogenese der KSP erläutern.Summary
In spite of differences in etiology, viral haemorrhagic diseases share similaritiesin their pathogenesis. Characteristic for these diseases are thrombocytopenia,petechia and increased vascular leakage. Most lesions can be attributed tocytokine-mediated interactions triggered by infected and activated monocytesand macrophages, rather than by virus-induced direct cell damage. Causativeagents of viral hemorrhagic diseases are enveloped RNA viruses. In most cases,they are transmitted to humans from their animal hosts by rodents or arthropodvectors (Arboviruses). Due to the clinical picture, the acute lethal form of classicalswine fever (CSF) is also considered as a viral haemorrhagic disease. CSF is causedby an RNA virus in the family Flaviviridae, and members of the Suidae family arethe only ones clinically affected. It is a highly contagious, therefore notifiabledisease. In contrast to other viral hamorrhagic diseases, it is mainly transmittedoro-nasally by contact with infected pigs, or by contaminated items (semen,swill feed, clothing). The present survey summarizes analogies between classicalrepresentatives of viral haemorrhagic fevers, and recapitulates current knowledgeconcerning the pathogenesis of classical swine fever.