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Stammzellen aus der Nabelschnur von Pferden können zur Therapie der Osteoarthrose beim Hund eingesetzt werden.
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Stammzellen aus der Nabelschnur von Pferden können zur Therapie der Osteoarthrose beim Hund eingesetzt werden.

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Stammzellen vom Pferd für den Hund

Der Einsatz equiner Stammzellen zur Osteoarthrose-Therapie beim Hund ist wirksam und sicher, so das Ergebnis einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie.

Mesenchymale Stammzellen werden schon seit einiger Zeit als potenzielle Therapie für die Osteoarthrose (OA) des Hundes diskutiert. Es handelt sich um Vorläuferzellen verschiedener Zelltypen mit dem Potenzial, sich unter anderem in Osteoblasten oder Chondrozyten zu differenzieren. Nach intraartikulärer Injektion kommunizieren die Stammzellen über Zytokine und Wachstumsfaktoren mit lokalen Zellen. Verschiedene Studien gaben bereits Hinweise darauf, dass eine Stammzelltherapie bei Osteoarthrose Lahmheit und Schmerz reduzieren kann. Die immunmodulatorische Wirkweise der Stammzellen könnte darüber hinaus sogar das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Xenotherapie gegen Osteoarthrose

Eine Therapie mit autologen, vorab aus dem eigenen Gewebe entnommenen Stammzellen ist besonders sicher. Sie hat jedoch den Nachteil, dass der Patient vor der artikulären Injektion auch noch eine Stammzellentnahme überstehen muss. Vorteilhafter wäre eine Therapie mit allogenen Stammzellen von einem anderen Tier – oder sogar mit xenogenen Stammzellen von einer anderen Tierart. Stammzellen aus der Nabelschnur können beim Hund kaum gewonnen werden, weil die Hündin ihre Nachgeburt auffrisst. Beim Pferd hingegen sind Stammzellen aus der Nabelschnur einfach und in substanziellen Mengen zu gewinnen. Sie zu nutzen ist möglich, denn Stammzellen besitzen ein Immunprivileg, das heißt, sie lösen keine antigenspezifische Immunantwort aus. Spanische Wissenschaftler haben die Wirksamkeit einer Xenotherapie von Hunden mit Osteoarthrose untersucht.

In einer doppelt verblindeten, placebokontrollierten Studie erhielten 40 Hunde eine intraartikuläre Injektion mit mesenchymalen Stammzellen vom Pferd und 40 Hunde Placebo. Innerhalb der drei Monate nach der Injektion wurden die Hunde mehrfach klinisch und orthopädisch untersucht, der Besitzer füllte einen Fragebogen zur Lebensqualität aus und für eine möglichst objektive Schmerzmessung wurde das Gangbild mittels Kraftmessplatte überprüft.


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Späte Wirkung, die lange anhält

Ein Nachteil der Stammzelltherapie ist, dass ihre Wirkung erst verzögert einsetzt. Bei einigen Hunden war nach vier Wochen eine Verbesserung messbar, bei den meisten nach acht Wochen Therapie. Zu diesem Zeitpunkt zeigten über 60 Prozent der behandelten Hunde ein verbessertes Gangbild, die Mehrheit der Besitzer stellte eine Verbesserung der Lebensqualität fest und bei fast 80 Prozent der Hunde ergab auch die orthopädische Untersuchung eine Besserung.

Systemische oder dauerhafte Nebenwirkungen der Therapie gab es nicht. Vier Hunde zeigten nach der Injektion eine akute lokale Reaktion mit Schmerzzunahme und Lahmheit, die aber keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Therapie hatte.

Die Wirkung kommt spät, ist aber lang anhaltend, wie eine erneute Befragung der Besitzer (ohne Placebokontrolle oder Verblindung) 18 Monate nach der Injektion zeigen konnte. Bei über der Hälfte der Hunde zeigte die Therapie auch über ein halbes Jahr nach der Injektion noch Wirkung.

Originalpublikation

Punzón E, Salgüero R, Totusaus X, Mesa-Sánchez C, Badiella L et al. (2022): Equine umbilical cord mesenchymal stem cells demonstrate safety and efficacy in the treatment of canine osteoarthritis: a randomized placebo-controlled trial. J Am Vet Med Assoc. doi.org/10.2460/javma.22.06.0237.

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